Ausgabe 06/2010-07
Voll daneben
Der Gewerkschaft mangelt's an Jugend-lichen. Vielleicht ja, weil wir deren Sprache nicht sprechen. Zum Beispiel müssten wir viel öfter "voll" sagen. Nicht nur wenn wir wirklich "voll" meinen - etwa in "volle Bude", "voll entwickelt" oder "voll des roten Weines". Sondern auch, wenn wir bisher immer "sehr" oder - wie Oliver Kahn - "sehr, sehr" gesagt haben. "Diesen Tarifabschluss finde ich voll gut", könnte der ver.di-Sekretär schwärmen. Oder, adverbiale Variante: "Dieser Warnstreik hat mir voll gefallen" - oder, beide Formen kombiniert: "... voll gut gefallen". So würde doch das junge Mitglied in Zukunft voll voll genommen und hätte die Schnauze eben nicht mehr so voll voll von uns. Entspannt griffe es in den Kühlschrank voller voll voller Vollmilchflaschen und störte sich auch nicht daran, wenn das Glas mit dem Schokoaufstrich mal voll leer wären.