Von Bernd Mansel

In Hessen beraten in ver.di organisierte Migrant/innen Menschen, die ohne Papiere hier leben und deren Existenz öffentliche Stellen laut Aufenthaltsgesetz "unverzüglich" der Ausländerbehörde zu melden haben.

Über Renten informiert der baden-württembergische Migrationsausschuss Kolleg/innen, die den Ruhestand im Ausland verbringen möchten. Was muss man beachten, in der EU, in Drittstaaten?

Solche Themen tauchen im gewerkschaftlichen Alltag seit über 50 Jahren auf. Die Gewerkschaften kümmern sich seit der Anwerbung von Gastarbeitern um die Belange der Kolleg/innen und ihrer Familien, die hierher gekommen sind. Dafür sind Strukturen nötig. Auf dem ver.di-Gründungskongress im Jahr 2001 wurde daher mit einer Richtlinie der Rahmen geschaffen, um die Interessen ausländischer Arbeitnehmer in die Gewerkschaftsarbeit einzubeziehen.

Offen aufgenommen

Auf dem ersten Bundeskongress 2003 wurde dann der Antrag beraten, Migrant/innen als Personengruppe anzuerkennen - sperriger Begriff für eine wichtige Sache. "Klassische" Personengruppen sind Frauen, Jugend, Arbeiter/innen - und nun Migrant/innen. Die Gruppen haben zum Beispiel das Recht, auf Bundeskongressen Anträge zu stellen. Doch erst auf dem zweiten Bundeskongress 2007 wurde den Migranten der neue Status zuerkannt - Ausdruck der Anerkennung und ein großer Schritt. Die Organisation der Arbeit ist damit geregelt: In ver.di-Bezirken können Ausschüsse gebildet, in den Landesbezirken sollen sie gebildet werden, auf Bundesebene muss es einen Migrationsausschuss geben.

Die Satzung sagt auch, dass nur dort Migrationsausschüsse arbeiten, wo Migrant/innen bei ver.di sind. Wo kaum Zuwanderer leben, sind diese Ausschüsse in der Tat wenig sinnvoll, also in vielen Teilen der neuen Bundesländer, aber auch in ländlichen Regionen des Westens. Die aktiven Migrant/innen entscheiden vor Ort selbst, wie sie sich bei ver.di beteiligen. Das reicht von Veranstaltungen zur Integration von Zuwanderern in Betrieben und Kommunen bis zur Organisation von Festen. Beim Feiern fällt auf, dass Zuwanderer oft mit der ganzen Familie kommen. Das, sagen viele, habe vor allem für die erste und zweite Zuwanderergeneration mit der Erfahrung zu tun, dass die Gewerkschaft der Ort war, an dem sie offen aufgenommen wurden. Dieses Gefühl wollen sie an ihre Familien weitergeben.