Mein Arbeitstag beginnt morgens um halb sieben, um viertel vor sieben sind die ersten Gespräche und Telefonate zu erledigen. In der Regel endet mein Arbeitstag um 16 Uhr, es kann aber auch mal 20 Uhr werden. Mein Büro liegt abseits, 400 Meter weit weg von der HHLA-Konzernzentrale, in der alten Hamburger Speicherstadt. Damit ist die Hemmschwelle für Besucher so niedrig wie möglich, denn niemand vom Betrieb sieht, wer mich aufsucht. Die Kollegen kommen mit verschiedenen Problemen zu mir - Schulden, Krankheit, persönliche Krisen, auch mit Suchtproblemen. Früher wurde darüber nicht geredet, das hat sich geändert. Ich berate Führungskräfte, wie sie Beschäftigte ansprechen können, wenn sie feststellen, dass sich das Verhalten eines Mitarbeiters verändert hat oder auffällig ist. Außerdem arbeite ich mit zehn ausgebildeten nebenamtlichen Helfern im Betrieb zusammen, so genannten Suchtgefährdetenhelfern. Wir treffen uns einmal im Monat.

Die HHLA hat eine Kooperation mit der Hamburger Schuldnerberatung und übernimmt die Kosten für die Erstgespräche. Dadurch müssen die Kollegen nicht so lange auf einen Termin warten. Ich sortiere mit ihnen die Papiere vor und sitze manchmal auch vor Plastiktüten, die mit ungeöffneten Briefen gefüllt sind. Ich besuche kranke Kollegen in Kliniken, therapeutischen Einrichtungen und Reha-Zentren, wenn sie das wollen. Oft führe ich dann motivierende Gespräche, da sich viele große Sorgen machen, wenn sie durch Krankheit beeinträchtigt sind und deshalb nicht an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können. Mit dem Betriebsrat und der Schwerbehindertenvertretung versuche ich dann, für sie einen passenden Arbeitsplatz im Betrieb zu finden.

Kaffeesäcke und Maschinen

Bei der HHLA arbeiten 3500 Menschen. Ich habe vor 35 Jahren mal dort angefangen, Kakao- und Kaffeesäcke geschleppt. Später habe ich fast alles gemacht, was der Hafen bietet. Ich habe mich für die technische Entwicklung interessiert und die Patente für alle Gabelstaplertypen bis 35 Tonnen, Zugmaschinen und Van Carrier erworben. Ursprünglich habe ich mal Kraftfahrzeugmechaniker gelernt.

16 Jahre war ich freigestellter Betriebsrat, davon fünf stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, zehn Jahre Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat, vier Jahre Vertrauensperson der schwerbehinderten Menschen und 25 Jahre Vertrauensmann. Das alles habe ich Schritt für Schritt abgegeben, als ich am 1. Januar 2007 die Stabsstelle "Sozialbetreuung" übernommen habe. Da war für mich der Zeitpunkt gekommen, Jüngeren diese Arbeit zu übergeben.

Protokoll: Silke Leuckfeld