Öffentlicher Dienst | Die Tarifrunde 2011 für die Beschäftigten der Länder beginnt im neuen Jahr. Am 14. Dezember entscheidet die Bundestarifkommission für den öffentlichen Dienst über die Forderungen von ver.di. Bis dahin diskutieren die Mitglieder darüber. Sie wissen: Einige Bundesländer verlangen für 2011 schon jetzt eine Nullrunde

Thomas Schmidt, 43, ist Straßenwärter in der Straßenmeisterei Stadthagen, Mitglied der ver.di-Bundestarif- kommission und des Hauptpersonalrats beim Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in Niedersachsen

ver.di PUBLIK | 31 Kollegen arbeiten in Deinem Bereich, alle sind ver.di-Mitglieder. Was fordern sie für die Tarifauseinandersetzungen?

Thomas Schmidt | Dass unsere Bruttobezüge genauso steigen wie die der niedersächsischen Landtagsabgeordneten, also um monatlich 700 Euro für jeden. Die Abgeordneten haben sich diese satte Erhöhung 2010 gegönnt. Aber im Ernst: Die meisten Kollegen wollen, dass ver.di einen Festbetrag fordert, 150 Euro pro Monat.

ver.di PUBLIK | Wie viel verdienen die Straßenmeister?

Schmidt | Bei uns zwischen 1800 und 2200 Euro brutto. Unsere Forderung würde übrigens dem entsprechen, was Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring erklärt hat: Er favorisiere einen Festbetrag - allerdings auch Einmalzahlungen. Die wollen wir nicht. Eine prozentuale Lohnerhöhung würde die unteren Entgeltgruppen benachteiligen, deshalb sind wir für einen Festbetrag. Das wäre sozial.

ver.di PUBLIK | Geht es auch um Regelungen für die Altersteilzeit?

Schmidt | Bei der Altersteilzeit irgendwas zu erreichen, da sehen wir keine Chance. Bevor man einen faulen Kompromiss macht, sollte man sich besser aufs Geld konzentrieren. Eine Besonderheit ist bei uns - wie in anderen Arbeiterbereichen - das Problem der Vertretungsregelung. Wenn Straßenwärter Kolonnenführer vertreten und deren Verantwortung übernehmen, bekommen sie nur 55 Euro zusätzlich. Früher war das eine Differenz von 200 bis 250 Euro. Wir fordern, dass die Vertretung wieder lukrativer wird, sonst ist bald keiner mehr dazu bereit. Gerecht wäre ein Pauschalbetrag von zehn bis 15 Euro pro Tag.

ver.di PUBLIK | Wie ist die Prognose für die Tarifrunde 2011?

Schmidt | Wenn ich unsere Dienststelle betrachte, ist die Stimmung gut. Im Bereich der Bundesländer insgesamt wäre es wunderbar, wenn sich alle Beschäftigten für die ver.di-Forderungen einsetzen würden, nicht nur die Mitglieder. Jedenfalls sehe ich Grund zu verhaltenem Optimismus. Es reicht langsam mit den Kürzungen! Ich habe die Krise nicht herbeigeführt und auch nicht über meine Verhältnisse gelebt - wie alle Beschäftigten. Die Bevölkerung braucht einfach mehr Geld. Wir bringen das dann auch nicht heimlich in die Schweiz, sondern geben es hier aus. Das braucht die Wirtschaft. Und deshalb brauchen wir mehr Kohle.

Interview: Claudia von Zglinicki