Neuerdings taucht Uwe Klein schon in Kindertagesstätten auf. Man kann schließlich gar nicht früh genug beginnen, vor der Schuldenfalle zu warnen. Vor allem, erzählt der 62-Jährige, seit es Handyverträge gibt und selbst Achtklässler erschreckende Defizite in den Grundrechenarten offenbaren. "Es macht sicherlich großen Spaß", sagt Klein, "aber man kriegt auch einiges mit, was in der Gesellschaft schief läuft."

Uwe Klein, graumeliert und eloquent, arbeitet als SeniorTrainer im brandenburgischen Landkreis Oberhavel. 2005 wurde der Schuldnerberater pensioniert, seit vier Jahren geht er nun in Grund-, Förder- und Berufsschulen, um Schüler auf die Risiken vorzubereiten, die hinter glücksverheißenden Kreditangeboten oder Leasingverträgen lauern. Doch die ehrenamtliche Arbeit ist keine Einbahnstraße: "Wenn man so viel mit Kindern und Jugendlichen zusammen ist", erzählt Klein, "wird man selber wieder frisch."

Wissen weitergeben

Denn SeniorTrainer sind, entgegen einem verbreiteten Vorurteil, keine Fitnesstrainer, die Rentner in Schwung bringen. Eher im Gegenteil, denn ihre Arbeit ist im Idealfall generationenübergreifend. Mit dem ersten Bundesmodellprogramm "Erfahrungswissen für Initiativen", in dem von 2002 bis 2006 fast eintausend SeniorTrainer ausgebildet wurden, sollten Menschen über 55 in die Lage versetzt werden, ihr Wissen weiterzugeben und ihre Erfahrungen in gesellschaftliche Arbeit umzusetzen.

Seitdem ist der SeniorTrainer in der Welt, werden in vielen Bundesländern entsprechende Programme aufgelegt. In Oberhavel, nördlich von Berlin, kam die Idee im Jahr 2007 an. Seitdem wurden in drei Kursen, organisiert vom Institut für sozialwissenschaftliche Analysen und Beratung (ISAB) in Köln, 43 ältere Menschen weitergebildet. Die zukünftigen SeniorTrainer/innen sollen vor allem in die Lage versetzt werden, ihre Kompetenzen selbstständig und sinnvoll einzusetzen: Projektideen zu entwickeln, Ansprechpartner zu finden und Finanzierungsmodelle zu entwerfen.

Von den ausgebildeten SeniorTrainern in Oberhavel sind die meisten noch aktiv. Das geht vom Frauenchor über den Naturschutz bis zur Verkehrserziehung, von der lokalen Geschichtswerkstatt über den Literaturzirkel und die Altenarbeit bis zur Integration von Spätaussiedlern. Manche organisieren ihr Engagement völlig eigenständig, andere gründen Vereine oder arbeiten mit bereits bestehenden Organisationen, so auch Uwe Klein, der vom Märkischen Sozialverein in die Schulen geschickt wird.

Gut die Hälfte der Oberhaveler Trainer trifft sich regelmäßig zum Gedankenaustausch in selbstorganisierten Bündnissen wie dem seniorKompetenzteam-ohv, dessen Sprecher Klein ist. Die Treffen dienen vornehmlich dem Gedankenaustausch, aber auch der gegenseitigen Motivation. Denn so befriedigend die ehrenamtliche Tätigkeit auch ist, mancher fühlt sich bisweilen alleingelassen oder in einer Sackgasse.

Arbeit der Willigen

An einem ersten sonnigen Frühlingstag diskutiert das knappe Dutzend Teilnehmer im Kaminzimmer der Kreisverwaltung deshalb die "Seniorenpläne" in den verschiedenen Gemeinden und die Veranstaltungen der Brandenburger Seniorenwoche im Sommer, aber auch die Neugestaltung eines Werbeflyers und weitere Maßnahmen, mit denen die Arbeit der SeniorTrainer im Landkreis bekannter gemacht werden können. Das Kompetenzteam soll, sagt Kleins Sprecher-Kollegin Monika Pech, auch eine Anlaufstelle sein für "Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, aber noch nicht wissen wie".

Es geht darum, so Pech, "vorhandene Potentiale zu erschließen" und ein Netzwerk zu schaffen, das die ehrenamtliche Arbeit der Willigen organisieren und finanzielle Ressourcen finden hilft, das Verbindungen knüpft zu den Seniorenbeiräten in den Kommunen, zu den bereits bestehenden Freiwilligen-Agenturen oder den Gruppen, die im Bürgerzentrum der Kreisstadt Oranienburg aktiv sind. "Die Zusammenarbeit der Akteure vor Ort ist ein ganz wesentliches Thema", erklärt Monika Pech, "ohne eine Vernetzung können viele Projekte nicht vorankommen".

Immer wieder, auch bei dieser Sitzung, wird diese Vernetzung ganz konkret umgesetzt. Uwe Klein sucht heute neue Mitarbeiter, "ältere Menschen, die mit Jugendlichen und Kindern aus ihrer Lebenserfahrung über den Umgang mit Geld sprechen - dazu muss man nicht als Schuldenberater tätig gewesen sein". Er blickt in die Runde aus SeniorTrainern: "Vielleicht könnt Ihr Euch mal bei Freunden und Bekannten umhören."

Thomas Winkler

Infos unter: www.kompetenzteam-ohv.de oder Tel. 03301 / 706230

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