Vom Stepptanz, wie in dieser Berliner Gruppe, bis zum Studium - Senior/innen kommen auf die dollsten Ideen

ver.di PUBLIK | Ab wann gehört man eigentlich offiziell zu den Senior/innen?

ANDREA KOSCIS | Für ver.di ist diese Frage ganz einfach zu beantworten. Das individuelle Renteneintrittsalter macht dich oder mich zur Seniorin. Genauso werden die Senioren auch in unserer Mitgliederverwaltung erfasst.

ver.di PUBLIK | Vielen Mitgliedern ist nicht klar, was sie danach noch in der Gewerkschaft sollen, und treten aus. Was hat ver.di ihnen noch zu bieten?

KOSCIS | Diejenigen, die weiter in der Gewerkschaft Mitglied bleiben, können ihre Ideen und Interessen direkt einbringen. ver.di ist eine Mitmachorganisation, und alles, was an politischen Forderungen von den Seniorinnen und Senioren aufgestellt wird, haben diese auch selbst entwickelt, und nicht irgendeine abstrakte ver.di.

ver.di PUBLIK | Mitgliederbefragungen haben ergeben, dass sich ältere Mitglieder mit der komplexen Struktur von ver.di nicht mehr gut zurecht finden. Ihnen fehlt etwa die persönliche Ansprache.

KOSCIS | Da haben wir einen ganz hervorragenden Weg gefunden. Denn natürlich können die Hauptamtlichen nicht auf jedes einzelne Mitglied zugehen. Deswegen übernehmen das die Bezirksseniorenausschüsse, und damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht.

ver.di PUBLIK | Einer Studie zufolge fehlt vielen die Information, wie sie teilhaben können und was ver.di für sie tut.

KOSCIS | Wenn jemand nicht weiß, wer welche Zuständigkeiten in dieser Organisation hat, empfehle ich immer als erste Anlaufstelle den eigenen ver.di-Bezirk. Dort wird er oder sie über Veranstaltungen informiert, darüber, welche Gremien es gibt, und auch, welche Planungen es in der Seniorenarbeit gibt. Ob in Bezirksfachbereichen, in Landesfachbereichen oder in Bundesfachbereichen, genauso wie im Bezirk, im Landesbezirk oder auf der Bundesebene, überall gibt es Seniorenmandate, so dass wir in der gesamten Organisation eine aktive Beteiligung der Seniorinnen und Senioren haben.

Andrea Koscis ist stellvertretende Bundesvorsitzende von ver.di und unter anderem für die Senior/innen zuständig

ver.di PUBLIK | Hat es sich als sinnvoll erwiesen, die Senioren weiterhin ihren früheren Berufsgruppen zuzuordnen?

KOSCIS | Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich viele Senior/innen weiter für das interessieren, was in ihren alten Betrieben passiert. Auch über das Berufsalter hinaus gibt es dort viele Kontakte, die gepflegt werden, auch zu den Aktiven. Deswegen ist die Zuordnung zunächst mal wichtig. Trotzdem arbeiten die meisten Senior/innen in fachbereichsübergreifenden Strukturen, wo der alte Betrieb nicht mehr ausschlaggebend ist.

ver.di PUBLIK | Steht für die Seniorenarbeit genug Geld zur Verfügung?

KOSCIS | Der Bundesseniorenausschuss hat eine Umfrage gemacht und alle Bezirksseniorenausschüsse gefragt, ob sie mit dem Geld, das ihnen zur Verfügung steht, auskommen. Der allergrößte Teil hat geantwortet: Jawohl, wir können eine gute Seniorenarbeit machen. Allerdings setzt das auch voraus, dass die Senior/innen ihre Aktivitäten jeweils genau planen.

ver.di PUBLIK | Welche Themen stehen in diesem Jahr an in der Seniorenarbeit?

KOSCIS | Wir arbeiten weiter an einem Konzept einer generationengerechten, solidarischen und sozialen Altersversorgung. Wir wollen keine Altersarmut. Auch die Angriffe auf das Gesundheitssystem müssen von Jung und Alt gemeinsam abgewehrt werden. Und gemeinsam mit dem DGB, der das Thema mittlerweile aufgegriffen hat, werden wir uns dafür einsetzen, endlich die Angleichung der Rente Ost zum Erfolg zu führen.

ver.di PUBLIK | Stichwort Wissenstransfer: Wie wird bei ver.di das Potenzial älterer Mitglieder genutzt?

KOSCIS | Es gibt eine ganz enge Zusammenarbeit zwischen dem Bundesseniorenausschuss und dem Bundesjugendauschuss, da herrscht ein reger Austausch. So profitieren die jungen von den Erfahrungen der älteren Kolleg/innen und umgekehrt.

ver.di PUBLIK | Wo ist die gute alte Ehrennadel hin? Manch ein Mitglied ärgert sich, dass seine oder ihre oft jahrzehntelange Loyalität scheinbar nicht mehr zur Kenntnis genommen wird.

KOSCIS | Statt der Ehrennadel haben wir den Sticker, auf dem die jeweilige Zahl der Mitgliedsjahre steht. Es gibt bei uns jedes Jahr die Jubilarehrungen, dazu werden alle eingeladen, die mindestens 25 Jahre oder länger Gewerkschaftsmitglied sind. Auch das wird von den ver.di-Bezirken organisiert, allerdings unterschiedlich. Manche ehren nach den 25 Jahren nur die "glatten" Jubliäen, manche aber auch ab 40 Jahren in Fünf-Jahres-Abständen. Wenn aber jemand den Eindruck hat, dass er oder sie übersehen wurde: Auch dort die Bitte, sich doch dringend an den eigenen Bezirk zu wenden.

ver.di PUBLIK | Das geht noch mal wie?

KOSCIS | Ganz einfach: Telefonbuch aufklappen, ver.di im Ort raussuchen und hingehen. Von da aus geht's immer weiter.

Interview: Jenny Mansch

Warum Mitglied bleiben?

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Das neue seniorenpolitische ver.di-Programm mit allen Leistungen, Möglichkeiten, Kontakten und Zielsetzungen kann im Internet unter www.senioren.verdi.de abgerufen werden. Bestellen oder gleich abholen kann man die Broschüre in der jeweiligen ver.di-Bezirksstelle oder beim Bundesseniorensekretär heribert.lassner@verdi.de oder unter Tel. 030 / 6956-2519.