Ausgabe 01/2012
Wer bezahlt den Schaden?
Betriebsräte fragen: Wird die Insolvenz Schleckers bestes Geschäft?
Mehrere Hundert Filialen von Schlecker gibt es allein in Südhessen. Wie in der übrigen Republik bangen dort die Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze, seitdem die Insolvenz des Unternehmens bekannt wurde. In den vergangenen Jahren hat es hier zahlreiche, auch gerichtliche Auseinandersetzungen gegeben. Die Beobachtung von Beschäftigten, der Versuch, tarifliche Leistungen zu unterlaufen, die herablassende bis demütigende Behandlung - all das verbindet sich mit dem Namen Schlecker nicht nur in Südhessen. Nun also geht es in die "geplante Insolvenz" aufgrund einer falschen Unternehmensstrategie. Und die Frage steht: Wer soll die Zeche bezahlen? Auf keinen Fall wollen das die Beschäftigten allein.
Anfang Januar haben sich Vertreterinnen der Betriebsräte aus den Bezirken Darmstadt, Erbach/Miltenberg, Frankfurt I, Frankfurt II, Hanau, Kassel, Korbach, Bad Neustadt/Osthessen, Offenbach und Rüsselsheim getroffen. Diese Regionalversammlung legte Grundsätze für ein Sanierungskonzept vor. Sie befürchten, dass die "geplante Insolvenz" zum Nachteil der Beschäftigten ausgeht, dass mögliche Abfindungen erheblich unter dem bestehenden Sanierungstarifvertrag liegen, dass tarifliche Kündigungsfristen ausgehebelt werden, dass aus öffentlicher Hand drei Monatsgehälter zum Nutzen des Unternehmens bezahlt werden. In Südhessen argwöhnt man: "Die Insolvenz könnte also für Schlecker das seit langem und auf Jahre beste Geschäft werden." Die Darmstädter Betriebsrätin Katja Deusser legt klare Konditionen fest. Nach ihrer Auffassung, und da ist sie sich mit den hessischen Schlecker-Beschäftigten einig, muss klargestellt werden, wohin die Gewinne der Vergangenheit geflossen sind. Sie sind zwingend in das Unternehmen zu investieren. Die tariflichen Bedingungen müssten abgesichert werden. Um ihre Solidarität mit den Beschäftigten auszudrücken, werden am Internationalen Frauentag, dem 8. März, rund 100 Mitglieder aus den Vorständen von ver.di-Frankfurt und Region rote Rosen verteilen. reb