Jede Woche treffen sich Frankfurter POSTTEL-Senior/innen zum Wassersport. Ihre Disziplin wird mit Lebensfreude und Gesundheit belohnt

Lächeln oder grimmig gucken: Die Gymnastik im Wasser macht Spaß. Und strengt an. In der Mitte verdi-Mitglied Irmgard Wiener

Nachbauten aus der hessischen Römerzeit zieren die Kachelwände. Ein Kleinkind schwebt am Beckenrand vorüber, im Schwimmreif mit Tigerkopf. In der Mitte des Nichtschwimmerbeckens sichern die Kursteilnehmer ihre Plätze. Schon zieht die Trainerin ihren Lautsprecher auf Rollen hinter sich her, stülpt sich ein Mikrofon über die Haare: Die Wassergymnastik in den Frankfurter Titus Thermen beginnt. Drei Dutzend Frauen und Männer zwischen 40 und 80 Jahren, in adretten Badeanzügen, strecken die Arme und die Beine. Zur Seite, nach vorne, nach hinten, nach oben. Sie hüpfen auf der Stelle, biegen und recken sich. Dann pressen sie bunte runde Plastikhanteln wie riesige Spielchips unter die Wasseroberfläche. ver.di-Mitglied Irmgard Wiener ist jede Woche dabei. Aus Überzeugung.

Die 68-Jährige, aktiv im Vorstand der Post und Telekommunikations-Senioren (Posttel) Frankfurt und Region, hat ein Jahr mit Krankheiten und Operationen hinter sich. Jetzt will sie wieder fit werden. Irmgard ist der harte Kern eines Grüppchens von ver.di-Seniorinnen, die gemeinsam diese Kurse besuchen. "Mein Hausarzt sagt immer: ,Wenn Sie nur auf dem Sofa sitzen und Bild-Zeitung lesen, dann sind Sie in einem halben Jahr eine alte Frau!‘" Irmgard gehört auch zur Wandergruppe der ver.di-Senioren des Bezirks. An den faulen Tagen gönnt sie sich Frankfurtkrimis. Leistungssport war noch nie ihre Sache.

"Ich brauche keine Urkunde! Nach der Aquagymnastik bin ich richtig fertig, erledigt. Aber das Wasser entlastet die Knochen. Es gibt nie Muskelkater!" Irmgard strahlt. Zuletzt hat sie in der Buchhaltung bei DHL in der Cargo City gearbeitet, dem Luftfrachtcenter des Rhein-Main-Flughafens. Vermisst sie das? "Nö. Nur den Zusammenhalt." Im Wasser gibt sie ihr Bestes, wagt sich gelegentlich an den nächsten Kurs, Aquajogging. Die Rentnerin trägt zweckmäßige, dabei elegante Badeschuhe, in denen wohl auch James Bond einen Tauchgang unternehmen würde, etwa um die Welt vor den Kapitalisten zu retten.

Hier und jetzt in Hessen spornt die Kursleiterin ihre Wassergymnastiker an, mit klaren Worten: "Schneller, Mädels, kommt kommt kommt!" Manche lächeln glücklich, andere haben angestrengte Gesichter. Denn unter Wasser wird gearbeitet, an der Kondition. Jutta Vahrson