Die Einkommen sind schlecht, die Arbeitszeiten sehr lang. Es wird gehetzt, und oft ist die Arbeit prekär. So bitter sieht der Arbeitsalltag der Handelsbeschäftigten in Hamburg aus, wie eine Befragung unter 2600 Beschäftigten aus 100 Handelsunternehmen ergab.

"Die annähernd repräsentativen Ergebnisse spiegeln die Branche wider. Sie sind alarmierend", sagt Arno Peukes, Landesfachbereichsleiter ver.di Hamburg. Die Beschäftigten im Einzel- wie Großhandel kämpfen mit krankmachenden Arbeitsbedingungen. Besonders intensiv ist das Gefühl der Arbeitsplatzunsicherheit. Zudem drücken niedrige Einkommen und Arbeitshetze die Stimmung. Zwei Drittel der Beschäftigten beziehen ein so niedriges Einkommen, dass sie von der Rente später nicht leben können. Mehr als die Hälfte schuftet unter schlechten Arbeitsbedingungen. Nur einer von 25 hat eine Arbeit, die als "gut" eingestuft wird.

Insgesamt kommt der Handel in Hamburg auf einen Index-Wert von 47 Punkten. Werte unter 50 sind schlechte Arbeit. In fast allen Dimensionen liegen die Hamburger unter dem DGB-Index, der alljährlich die Arbeitsqualität in Deutschland misst. Gespeist wird der Index aus 15 Dimensionen. Gute Beurteilungen gibt es nur für die Dimensionen Kollegialität und gesellschaftlicher Nutzen der Arbeit. Alle anderen werden als schlecht eingestuft. Am miesesten schneidet das Einkommen ab, dicht gefolgt von Arbeitsplatzunsicherheit, mangelnden Aufstiegsmöglichkeiten, fehlenden Qualifizierungsangeboten und hohen körperlichen Belastungen. Beschäftigte im Einzel- wie Großhandel leiden besonders unter angststeigerndem Arbeitsdruck. "Die daraus entstehenden Wechselbeziehungen sind besorgniserregend", sagt Arno Peukes. So wird immer mehr gehetzt, je größer die Sorge um den Arbeitsplatz ist. Und aus Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, gehen immer mehr Beschäftigte krank zur Arbeit.

ver.di sieht auf mehreren Ebenen Handlungsbedarf, um gute Arbeit zu erreichen. So will die Gewerkschaft gemeinsam mit Betriebsräten Wege suchen, die Arbeitshetze und den Zeitdruck zu verringern. Auch das betriebliche Gesundheitsmanagement lässt sich in vielen Betrieben verbessern. Höhere Einkommen werden über Tarifverträge erstrebt. Die müssten dann endlich für die gesamte Branche verbindlich gelten, fordert Peukes. Die Politik müsse zudem einen gesetzlichen Mindestlohn schaffen, von dem man leben kann. ver.di fordert hier mindestens 8,50 Euro. Und noch etwas: Für die Rente müsse die Politik Lösungen schaffen, fordert der Gewerkschafter. "Das ist ein politischer Auftrag." Marion Lühring