ver.di-Stars im Scheinwerferlicht

In der Tarifrunde für die Beschäftigten der Kommunen und des Bundes geht es um mehr Geld und mehr Urlaub für alle

von Claudia von Zglinicki

Es ist soweit: Die Tarifrunde 2014 im öffentlichen Dienst für die Beschäftigten von Bund und Kommunen hat begonnen. ver.di fordert 100 Euro mehr im Monat, dazu eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 3,5 Prozent. Im Durchschnitt - über alle Entgeltgruppen gerechnet - ergibt das 6,73 Prozent mehr. Aus einem Bruttoeinkommen von 1000 Euro würden mit 100 Euro und 3,5 Prozent mehr 1138,50 Euro. Eine Krankenschwester, die in der Entgeltgruppe 7a zurzeit 2134 Euro brutto im Monat erhält, bekäme 2313 Euro - wenn die Forderungen von Beschäftigten und Gewerkschaften durchgesetzt werden können. Besonders die Beschäftigten in den unteren Entgeltgruppen hätten dann, prozentual gesehen, deutlich mehr auf dem Konto als jetzt.

Bundesweit, in allen Landesbezirken haben die ver.di-Mitglieder über ihre Forderungen diskutiert - und auch darüber, wofür die Beschäftigten auf die Straße gehen würden. Am 11. Februar hat die Bundestarifkommission dann beschlossen, was ver.di für die 2,1 Millionen Beschäftigten fordert. "Mehr Wertschätzung", sagte die Musikschullehrerin Petra Stalz, Mitglied der Kommission, vor der Beschlussfassung. Darum gehe es ihr und vielen Kolleg/innen. Und die zeige sich auch in angemessener Bezahlung.

Auf dem Roten Teppich

Petra Stalz lief am 11. Februar mit anderen Beschäftigten in Berlin über den Roten Teppich, den ver.di für sie ausgerollt hatte. Die Musikschullehrerin aus Velbert in Nordrhein-Westfalen ist eine von vielen Frauen und Männern, die in Berlin, Hannover, Schwerin, Dresden, Stuttgart, München und anderen Städten von ihren Kollegen und überraschten Passanten bejubelt werden. Sie stehen im Scheinwerferlicht, dafür hat ver.di mit der öffentlichkeitswirksamen Aktion gesorgt: Feuerwehrleute, Sparkassenangestellte, Müllwerker, eine Tierpflegerin, Köche. Beschäftigte von Theatern, von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, von einem Bestattungsunternehmen. Sie rufen in die Mikros, was sie durchsetzen wollen - wenn nötig, auch mit Streiks. "Gutes Geld für gute Arbeit!" So bringt es der Berliner Müllwerker Peter Witt auf den Punkt.

Für Petra Stalz geht es um die Anerkennung ihrer professionellen Arbeit mit Menschen jeden Alters, "vom Kleinkind bis zum Rentner", denen sie im Einzel- oder Gruppenunterricht die Welt der Musik erschließt. Auch auf dem Roten Teppich hat sie ihre Geige dabei. "Wir haben die denkbar längste Ausbildung", sagt sie. "Fangen als kleine Kinder mit dem Instrument an, machen weiter bis zum Hochschulabschluss und landen dann in der Entgeltgruppe 9 ohne Aufstiegsmöglichkeiten." Viele Musikschullehrer/innen sind gezwungen, auf Honorarbasis zu arbeiten, weil es bundesweit zu wenig feste Stellen gibt. Die meisten stecken zudem in Teilzeit, trotzdem beginnt ihr Arbeitstag meist früh mit der Grundausbildung der Vorschulkinder und dauert bis zum späten Nachmittag und Abend, wenn der Instrumentalunterricht stattfindet. Die Situation müsse sich endlich ändern, sagen viele Kollegen von Petra Stalz.

Alle Forderungen

Die deutliche Steigerung des Reallohns bei Bund und Kommunen steht für die Gewerkschaften in dieser Tarifrunde an erster Stelle. Auch für die Auszubildenden; sie sollen 100 Euro mehr pro Monat erhalten. Hinzu kommt die Forderung nach 30 Tagen Urlaub für alle, auch für die Azubis. Für sie steht zudem die Übernahme nach der Ausbildung obenan. Die Bus- und Bahnfahrer/innen im Nahverkehr sollen eine Zulage von 70 Euro kriegen, auf Befristungen ohne Sachgrund sollen die Arbeitgeber künftig verzichten. Gefordert wird auch, die Ergebnisse der Tarifrunde auf die Beamt/innen zu übertragen.

Am 13. März haben in Potsdam die Verhandlungen begonnen. ver.di verhandelt gemeinsam mit der Gewerkschaft der Polizei, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und dem dbb beamtenbund und tarifunion. Die Arbeitgeber haben die Forderungen schon vor Verhandlungsbeginn als "maßlos überzogen" zurückgewiesen. Den Beschäftigten ist klar: Von allein setzt sich kein einziger Punkt durch. Geschenkt gibt es nichts; zwischen den Verhandlungsrunden wird Druck gemacht.

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