Jetzt braucht's nur noch eine neue Geschäftsführung

Vor über einem Jahr wurde beim Weltbild-Verlag Insolvenz beantragt. Nach dem Ausstieg des früheren Eigentümers, der katholischen Kirche, und Übernahme der Mehrheitsanteile von 60 Prozent durch den Düsseldorfer Investor Walter Droege im September letzten Jahres gab es zunächst die Hoffnung, mit dem neuen Eigentümer das von der Unternehmensberatung Roland Berger entwickelte Konzept "Weltbild 2.0" umsetzen zu können. "Diese Hoffnung hat sich schnell zerschlagen", sagt Hubert Thiermeyer, Landesfachbereichsleiter Handel bei ver.di Bayern.

Mehrheitsgesellschafter Droege war zwar mit dem Versprechen gestartet, in das Unternehmen zu investieren, hat sich aber längst als Sanierer entpuppt, der Kosten senken will, indem er auf Umsatz verzichtet. Doch gleichzeitig machen sich der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz, die Arbeitnehmervertreter/innen und ver.di gemeinsam für die Fortführung des Unternehmens nach dem Weltbild 2.0-Konzept stark. "Auch die Belegschaft steht dahinter", sagt Hubert Thiermeyer. Entscheidend sei, so sehen es die Befürworter des Konzepts, dass das Unternehmen als Ganzes erhalten bleibe, mit den Bereichen Internethandel, dem Vertrieb des E-Book Readers Tolino, mit Versand, Filialgeschäft und Logistik. Der Insolvenzverwalter vertritt die Gläubiger, die mit 40 Prozent die Minderheit am Unternehmen halten. Und auch wenn er nach dem Insolvenzrecht an erster Stelle die Interessen der Gläubiger zu wahren hat, steht Geiwitz doch für die Fortführung des Unternehmens und den Erhalt der Arbeitsplätze, da dies durch das neue Konstrukt im Interesse der Gläubiger liegt. Hubert Thiermeyer sagt: "Wir wollen eine Geschäftsführung, die Weltbild in diesem Sinn weiterentwickelt." Belegschaft und Betriebsräte seien kämpferisch. "Wir hoffen, in dieser Geschlossenheit und mit dem Konzept im Rücken die Zukunft des Verlages mit allen Geschäftsbereichen durchzusetzen."

Gudrun Giese