Ausgabe 06/2015
Kurznachrichten
5,4 Prozent der ver.di-Mitglieder zählen zu den Jugendlichen, sind also jünger als 28. Ein Anteil von 8,5 Prozent soll es werden - bis 2020. Zumindest haben das die Delegierten beschlossen (Antrag N081). Ganz konkret heißt das: zwölf neue jugendliche Mitglieder pro Bezirk und Monat in den Jahren 2016 bis 2020. "Wir sehen, dass auch die Jugend vorankommen muss; denn die wird dafür Sorge tragen, dass es uns nachher auch noch gibt", unterstützte die aktive Seniorin Lydia Drenckhahn-Dempewolf aus dem Bezirk Südholstein die ver.di Jugend schon zu Kongressbeginn.
Gute Arbeit
Die Schaffung Guter Arbeit ist für ver.di ein so wichtiges Thema geworden, dass ver.di das Engagement dafür sogar noch ausbauen möchte (Antrag A001). Prekäre Beschäftigung wie zum Beispiel befristete Arbeitsverhältnisse, Leiharbeit, Minijobs und Werkverträge soll auch mit Mitteln der Tarifpolitik eingedämmt werden, denn sie ist das Gegenteil von Guter Arbeit, die fair bezahlt ist, langfristige Perspektiven ermöglicht, gegen persönliche und soziale Risiken absichert und eine selbstbewusste Wahrnehmung der eigenen Rechte ermöglicht (A002). Der Arbeitsschutz ist zu stärken und in Recht und Praxis weiterzuentwickeln (A093). Der allgemeine gesetzliche Mindestlohn soll schnellstmöglich auf mindestens 10 Euro ansteigen und bislang mögliche Ausnahmen sollen abgeschafft werden (A002).
Neues Leitbild einer kurzen Vollzeit
Zentrale tarif- und gesellschaftspolitische Ziele ver.dis sind die Verkürzung der Arbeitszeit und deren Gestaltung. Eine Idee ist dabei die "kurze Vollzeit" bei vollem Lohn- und Personalausgleich, die zugleich die unterschiedlichen Bedingungen verschiedener Branchen und die Bedarfe einzelner Beschäftigter berücksichtigt (A108). Die breit diskutierte Forderung nach einer Festlegung auf eine bestimmte Wochenarbeitszeit fand unter den Delegierten allerdings keine Mehrheit.
Interne Umgestaltung geht weiter
Ein innerorganisatorischer Umgestaltungsprozess namens "Perspektive 2015" soll ver.di weiter auf Wachstumskurs bringen. Im Jahr 2011 hatte der damalige ver.di-Bundeskongress dem Gewerkschaftsrat den Auftrag gegeben, diesen Prozess einzuleiten. In Kürze soll in den Landesbezirken Niedersachsen/Bremen und Bayern erprobt werden, wie man noch mehr Zeit für die Arbeit mit Mitgliedern und deren Ansprache gewinnen kann. Es gab auch verschiedene Anträge, mit denen die Perspektive 2015 gestoppt werden sollte. Sie fanden aber keine Mehrheit (Sachgebiet M).
Soziale Globalisierung
Für den 10. Oktober rufen Gewerkschaften und andere Organisationen zu einer Großdemonstration in Berlin auf. Verschiedene Redner/innen ermunterten zur Teilnahme. Der Kongress sprach sich für eine soziale und demokratische Gestaltung der Globalisierung aus. Dazu brauche es auch einen Kurswechsel in der EU-Handelspolitik (H001).
Ein Mehr für die Pflege
Angesichts der wachsenden Zahl an Pflegebedürftigen sprach sich der Kongress für ein Mehr für Pflegende und Pflegebedürftige aus. Dabei geht es unter anderem um die Finanzierung der Pflege über eine Pflegevollversicherung, einen neuen Begriff von Pflegebedürftigkeit, die Gewinnung der notwendigen Fachkräfte und die Unterstützung für häusliche Pflege (F150). Die Delegierten machten sich außerdem für die Rückkehr zu einer paritätischen Finanzierung in der gesetzlichen Krankenversicherung stark, in weiteren Bereichen des Sozialversicherungssystems soll von der paritätischen Finanzierung, bei der Arbeitgeber und Arbeitnehmer den gleichen Anteil an Beiträgen zur gesetzlichen Sozialversicherung zahlen, in keinem Fall abgewichen werden (F166).Gesundheitswesen und soziale Dienste sollen von Binnenmarkt- und Wettbewerbsregeln ausgenommen werden (K110).
Emotionen zählen mit
Geltende Tariftreueregelungen, die mittlerweile in zwölf Bundesländern gelten, sollen erhalten und weiterentwickelt werden (K094). ver.di will außerdem ein kurz-, mittel- und langfristig wirkendes politisches Konzept entwickeln, damit Frauenberufe im Dienstleistungssektor aufgewertet werden. Mit zur Aufwertung beitragen soll die Berücksichtigung und Tarifierung sozialer und emotionaler Kompetenzen (Ko97). Gestärkt werden soll auch die europaweite Gewerkschaftsarbeit, vor allem an der Basis (K112).
Die Anträge im Netz
Alle Anträge können im Internet unter www.verdi.de/ueber-uns/bundeskongress-2015 im Unterpunkt "Alle Anträge auf einen Blick" nachgelesen werden.