Beim Telekom-Warnstreik am 12. April in Berlin

Mit dem Druck von Zehntausenden Streikenden konnte in der vierten Verhandlungsrunde für die Deutsche Telekom am 12. und 13. April eine Einigung erzielt werden: Der Großteil der Beschäftigten erhält bei einer Laufzeit von zwei Jahren in zwei Schritten 4,7 Prozent mehr Geld, die oberen Einkommen werden um 4,3 Prozent angehoben. Betriebsbedingte Beendigungskündigungen sind bis Ende 2018 ausgeschlossen. Damit konnte für die 63.000 Tarifbeschäftigten die wichtigsten Tarifziele umgesetzt werden: Reallohnsteigerung, überproportionale Anhebung der unteren Einkommen und Kündigungsschutz. ver.di hatte für die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld für zwölf Monate gefordert. Auszubildende und dual Studierende sollten 60 Euro erhalten. Jetzt bekommen sie zeitgleich zunächst 35 Euro mehr Geld pro Monat, im zweiten Schritt weitere 25 Euro pro Monat.

Lange sah es nicht so aus, als wenn ein solcher Abschluss möglich wäre. Die Arbeitgeberseite bot nach der zweiten Verhandlungsrunde an, in diesem Jahr die Einkommen um 1,5 Prozent und im kommenden Jahr um 1,3 Prozent zu erhöhen. Auch die Forderungen für die Auszubildenden und dual Studierenden stießen bei der Telekom auf Unverständnis. Entsprechend verärgert reagierten die Beschäftigten. "Wir würden im Vergleich in der Branche gut liegen mit der Vergütung der Auszubildenden. Dies war die Meinung der Arbeitgeberseite", sagte Lisa Weichselgartner, Mitglied der Konzernauszubildendenvertretung, nach der dritten Verhandlungsrunde vor wenigen Wochen. Bei der vom Arbeitgeber angebotenen prozentualen Steigerung hätten sie im ersten Ausbildungsjahr nicht mal 25 Euro mehr erhalten.

Doch die Arbeitgeberseite hatte in der dritten Verhandlungsrunde auch Gesprächsbereitschaft signalisiert. Die war dringend notwendig, denn bundesweit waren die Beschäftigten bereits in Streiks eingetreten. "Die Kolleginnen und Kollegen sind sauer, weil es kein vernünftiges Angebot vom Arbeitgeber gibt", stellte Florian Moser, Betriebsrat beim Telekom-Kundenservice Südwest und Mitglied der ver.di-Verhandlungskommission zu diesem Zeitpunkt fest. "So lange sich daran nichts ändert, werden wir dafür kämpfen, dass es mehr wird." Mit "Nadelstichen", was bedeutete, dass nur punktuell gestreikt wurde. So traf es unter anderem den Kundenservice.

Für T-Systems wird im Mai weiter verhandelt

Dabei geht es der Telekom nicht schlecht: Der Konzern-Gewinn stieg im Jahr 2015 um 11,3 Prozent auf 3,25 Milliarden Euro. Auch wenn die wirtschaftlichen Ergebnisse bei T-Systems nicht so gut sind, durchweg schlecht geht es auch dem Telekom-Tochterunternehmen nicht, der Umsatz mit Cloud-Leistungen stieg im vergangenen Jahr um fast ein Viertel auf eine Milliarde Euro. Die Verhandlungen für T-Systems werden jedoch separat geführt. ver.di fordert hier ebenfalls fünf Prozent mehr Entgelt bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten und Komponenten, um untere Einkommen überproportional anzuheben. Auch für alle T-Systems-Beschäftigten soll ein Ausschluss betriebsbedingter Beendigungskündigungen gelten. Gesprächsbereitschaft wie beim Mutterkonzern Telekom signalisiert T-Systems bisher nicht.

Bereits vor der ersten Verhandlung verkündete der Personalvorstand der T-Systems, Georg Pepping: "Jede Kostensteigerung durch eine Erhöhung der Gehälter ist in Anbetracht der derzeitigen wirtschaftlichen Situation und des noch nicht bewältigten Personalüberhangs vollkommen kontraproduktiv." Im ersten Verhandlungstermin am 5. April tauschten die Parteien ihre Positionen aus. Die Arbeitgeberseite bezeichnete die Forderung nach fünf Prozent mehr Geld als "überzogen". Für die Beschäftigten der T-Systems wurden weitere Verhandlungstermine bis in den Mai vereinbart.

Silke Leuckfeld

Das Telekom-Ergebnis wurde nach Redaktionsschluss von den ver.di-Mitgliedern und der ver.di-Bundestarifkommission bewertet. Aktuelle Infos unter: www.tk-it.verdi.de