Keine Bewegung zum Auftakt der Tarifverhandlungen für die rund 140.000 Beschäftigten in der Druckindustrie: Statt ein Angebot vorzulegen, beschränkten sich die Unternehmer am 7. April in Berlin darauf, über die schwierige wirtschaft- liche Lage zu jammern. Doch ver.di sieht keinen Grund, auf anständige Einkommenserhöhungen zu verzichten. Im Gegenteil: Die Druckerinnen und Drucker dürften nicht länger von der allgemeinen Lohnentwicklung abgekoppelt werden, sagt die Gewerkschaft.

Fünf Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten - mit dieser Forderung ist ver.di in die Verhandlungen gegangen. Der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) nannte dies "überzogen"; die Druckbetriebe würden damit "über Gebühr belastet", hieß es. Arbeitsplätze seien in Gefahr.

Lohnverzicht sichert keinen Arbeitsplatz

Klaus Blömeke, Mitglied der ver.di-Verhandlungskommission und Betriebsrat im Funke Druckzentrum Essen, kann das nicht nachvollziehen. "So etwas hören wir auf jeder Betriebsversammlung. Aber es stimmt nicht", sagt er. Die Einkommen in der Druckindustrie hätten sich in den vergangenen Jahren deutlich schlechter entwickelt als in anderen Branchen. Den Arbeitsplatzabbau habe das jedoch nicht verhindert. So auch im Essener Druckzentrum, wo zuletzt rund 50 Jobs gestrichen wurden. "Das hatte nichts mit zu hohen Löhnen zu tun", davon ist Blömeke überzeugt. Ursache der Probleme sei vielmehr der "ruinöse Preiswettbewerb", der von den Unternehmen immer weiter angeheizt werde.

"Statt der Schwarzmalerei hätten die Kolleginnen und Kollegen ein Zeichen der Wertschätzung verdient", betonte Andreas Fröhlich von der ver.di-Verhandlungsführung. Nacht- und Schichtarbeit, Überstunden und zu wenig Personal bedeuteten eine hohe Belastung, die honoriert werden müsse. "Die Beschäftigten leisten hochwertige Arbeit. Sie dürfen bei der Bezahlung keinesfalls weiter abgehängt werden." In den vergangenen zehn Jahren seien die Entgelterhöhungen in der Druckindustrie um rund zehn Prozent hinter denen der Gesamtwirtschaft zurückgeblieben, rechnete Fröhlich vor. Dennoch wurde jede fünfte Stelle abgebaut. "Das zeigt: Lohnverzicht sichert keine Arbeitsplätze."

Andreas Fröhlich befürchtet, dass auf die Belegschaften wie in den vergangenen Jahren auch dieses Mal eine harte Tarifauseinandersetzung zukommt. In diese Auseinandersetzung will ver.di möglichst auch nicht-tarifgebundene Betriebe einbeziehen. "Wir werden tariflose Unternehmen, die bislang nur auf der Zuschauertribüne saßen, gezielt zu Lohnverhandlungen auffordern", kündigte Andreas Fröhlich an. Für Betriebe mit Tarifbindung endet die Friedenspflicht am 1. Mai dieses Jahres. Am 3. Mai wird in Köln weiter verhandelt.

Daniel Behruzi