Das Wichtigste für junge Menschen ist ein sicherer Arbeitsplatz, gefolgt von Arbeitszeiten, bei denen sie selbst mitbestimmen können, und einem guten Einkommen. Die Realität sieht jedoch anders aus, wie die aktuelle Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit zeigt. Die Erwartungen der befragten Beschäftigten unter 35 Jahren werden nicht erfüllt.

Junge Leute müssen dreimal so häufig wie ältere Arbeitnehmer/innen Befristungen akzeptieren: 16,2 Prozent gegenüber fünf Prozent. Jeder Zweite, 52 Prozent der Befragten, hält sein Entgelt für zu niedrig, gemessen an der Arbeitsleistung. Jeder Dritte, 31 Prozent, hat im Monat weniger als 1.500 Euro Bruttoeinkommen zur Verfügung. Und das führt zur Hauptsorge junger Menschen: dass später die Rente nicht reicht. Im Ranking der Belastungen steht diese Sorge mit 60,6 Prozent an der Spitze, gefolgt vom nicht angemessenen Einkommen mit 35,7 Prozent, von Arbeitshetze und Zeitdruck mit 33,7 Prozent. Zudem arbeiten junge Menschen überdurchschnittlich oft in wechselnder Schicht- und Wochenendarbeit oder müssen regelmäßig Überstunden leisten. Nur 34,1 Prozent der Befragten geben an, im Betrieb flexibel bei der Gestaltung der Arbeitszeit zu sein.

Schlusslicht Gesundheitswesen

Im Branchenvergleich sieht es am schlechtesten für das Gesundheitswesen aus, es bekommt nur 57 von 100 Index-Punkten, gefolgt von Verkehr und Lagerhaltung mit 59 Punkten, vom Bereich Erziehung und Sozialwesen mit 61 und dem Handel mit 62 Punkten. Diese Bewertungen liegen im unteren Mittelfeld, mit der Tendenz zu schlechter Arbeit, die unter 50 Punkten liegt. Gute Arbeit beginnt bei 80 Punkten.

Das Gesundheitswesen nimmt bei Arbeitshetze und Zeitdruck den traurigen Spitzenplatz mit 72,5 Prozent betroffener junger Beschäftigter ein. Dieses Ergebnis passt zu der Untersuchung von ver.di, dass allein in den Krankenhäusern 160.000 Arbeitsplätze fehlen. Wer neu ist, bekommt die schlechtesten Bedingungen. Aber auch in öffentlichen Verwaltungen berichtet inzwischen jeder zweite Beschäftigte unter 35 von Arbeitshetze, 53 Prozent der Befragten.

"Insgesamt sind die Arbeitsbedingungen in Betrieben mit etablierter Mitbestimmung jedoch deutlich besser", sagt Karl-Heinz Brandl, der Leiter des ver.di-Bereichs Innovation und Gute Arbeit. In Betrieben mit starkem Betriebsrat habe jeder zweite der jungen Beschäftigten Einfluss auf seine Arbeitszeitgestaltung und könne dadurch, wie gewünscht, Beruf und Familie besser vereinbaren. Unternehmen, die künftig im Wettbewerb um gute Fachkräfte bestehen wollen, sollten die Wünsche junger Beschäftigter ernst nehmen und ihnen gute Arbeitsbedingungen bieten, so Brandl.

Marion Lühring

Die Studie steht digital zur Verfügung unter: www.innovation-gute-arbeit.verdi.de/gute-arbeit/materialien-und-studien