In der Mitteilung der Mediengruppe wird der Umbau des Berliner Verlags, zu dem die Berliner Zeitung und der Berliner Kurier gehören, als "Neuanfang" tituliert. Tatsächlich handelt es sich jedoch um Stellenstreichungen in großem Stil. Nachdem der Berliner Verlag bereits in den vergangenen Jahren in mehrere Firmen aufgespalten wurde, plant der Eigentümer, die Mediengruppe DuMont, jetzt den kompletten Umbau. Die Redaktionen von Berliner Zeitung und Berliner Kurier sollen aufgelöst werden. Künftig will der Kölner Konzern, zu dem die Unternehmensgruppe Berliner Verlag gehört, die Blätter in einem sogenannten Newsroom produzieren lassen. Die dort arbeitenden Journalist/innen sollen für beide Zeitungen sowohl die Print- als auch die Onlineausgaben bestücken. Bereits im Januar soll die Produktion im Newsroom beginnen, schon bis Ende März soll der schrittweise Übergang abgeschlossen sein. Dass nicht alle aus den Redaktionen in den Newsroom wechseln, steht bereits fest. Auch wenn der Arbeitgeber das noch nicht offen sagt, ist davon auszugehen, dass zunächst alle entlassen oder zum freiwilligen Gehen genötigt werden.

50 Arbeitsplätze weniger in den Redaktionen

DuMont teilte dazu mit: "Im neuen Newsroom sind 140 Stellen vorgesehen, 30 Stellen entfallen auf die Hauptstadtredaktion und Berlin24 Digital GmbH. Etwa 110 neue Stellen werden in der Berliner Newsroom GmbH geschaffen." Die Gesellschaft werde sich in ihrer Vergütungsstruktur an den geltenden Branchentarifvertrag anlehnen.

Weiter heißt es: "Ungleichheiten im Gehaltsgefüge zu Online-Redakteuren sollen zumindest schrittweise angeglichen werden." Der neue Newsroom werde in der Summe 50 Stellen weniger ausweisen als die bisherigen Redaktionen. Es sei nicht auszuschließen, "dass es am Ende des Aufbaus des neuen Newsrooms in den bestehenden Print-Redaktionen von Berliner Zeitung und Berliner Kurier zu Teilbetriebs- und Betriebsschließungen kommen wird".

Im Klartext: Es wird eine neue Gesellschaft gegründet, die nicht tarifgebunden ist. Sie soll als Dienstleister die redaktionellen Inhalte für die Berliner Zeitung und den Berliner Kurier erstellen. Die bisherigen Redakteur/innen beider Blätter können sich auf die Stellen bei der neuen Gesellschaft bewerben, ob sie auch genommen werden, ist jedoch offen. Die Stellen wurden öffentlich ausgeschrieben.

Schließung des IT-Dienstleisters

ver.di und die anderen Journalistengewerkschaften haben die Arbeitgeber zu Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag, zur Altersteilzeit und zu Überleitungstarifverträgen aufgefordert. Der Betriebsrat verhandelt über einen Sozialplan. Die Gespräche sind noch nicht abgeschlossen.

"Die Angebote für Abfindungen liegen bisher weit unter dem, was in den vergangenen Jahren gezahlt wurde", stellt die Betriebsratsvorsitzende Renate Gensch fest. Normal sei ein Bruttomonatsgehalt Abfindung pro Jahr der Beschäftigung, also 100 Prozent. "Wir hatten bisher 110 Prozent. Jetzt bieten sie den langjährig Beschäftigten nur noch 42 Prozent davon an."

Und nicht nur in den Redaktionen werden Stellen gestrichen: Der Berliner Standort des IT-Dienstleisters DuMont Systems mit 16 Beschäftigten wird komplett geschlossen, bei der Vertriebsfirma BVZ Berliner Lesermarkt wurden sechs Mitarbeiter entlassen. DuMont Dialog, das Call-Centergeschäft der DuMont Mediengruppe mit derzeit rund 350 Beschäftigten an den Standorten Berlin und Halle/Saale, wird zum 1. Januar des nächsten Jahres an Walter Services verkauft.