Geld- und Wertbranche - ver.di-Mitglieder stimmen Tarifabschluss zu

Nach 17 Stunden Verhandlung gab es in den frühen Morgenstunden des 1. Februars 2017 ein Tarifergebnis für die Beschäftigten in der Geld- und Wertbranche. Für ver.di ein "harter Kompromiss". So sah es die Tarifkommission, die mit neun zu sechs Stimmen dafür votierte. Doch letztlich sollten die ver.di-Mitglieder abstimmen.

Für die rund 11.000 Beschäftigten der Branche war seit Ende 2016 ein neuer Lohntarif verhandelt worden. Bislang wurde für die gleiche Tätigkeit regional sehr unterschiedlich gezahlt - im Geldtransport etwa klaffte zwischen den Stundenlöhnen in Nordrhein-Westfalen und Berlin eine Lücke von mehr als vier Euro. In den östlichen Bundesländern, aber auch in Schleswig-Holstein, im Saarland und Rheinland-Pfalz wird nur Niedriglohn gezahlt. Beschäftigte in den stationären Cash-Zentren, die Geld zählen und aufbereiten, bekamen bislang nur 48 Cent über dem gesetzlichen Mindestlohn. Mehr Geld, speziell in den unteren Lohngruppen, und eine zügige Angleichung zwischen den Bundesländern war deshalb das Ziel von ver.di in den Verhandlungen mit der Bundesvereinigung Geld- und Wertdienste. Im Januar wurden die Forderungen zweimal mit Warnstreiks bekräftigt. Zuletzt streikten 2.000 Beschäftigte bundesweit, die meisten waren zum ersten Mal bei einem Streik dabei.

Was dann in der vierten Tarifrunde ausgehandelt werden konnte, ging zwar in die richtige Richtung, war aber nicht das, was sich die Beschäftigten versprochen hatten. "Wir haben gekämpft und sofort alle darüber informiert, wie wir das Ergebnis bewerten. Entscheiden sollten unsere Mitglieder", sagt ver.di-Verhandlungsführer Volker Nüsse.

Und so sieht der Kompromiss aus: Die Lohnerhöhungen beim Geldtransport liegen im ersten Jahr mit fast vier, im zweiten mit 3,66 Prozent über dem Durchschnitt vieler anderer Branchen. Beschäftigte in der stationären Bearbeitung können Steigerungen zwischen 0,64 und 1,05 Euro erwarten. Der Einstieg in die Ost-West-Angleichung wird vollzogen: Bis Ende 2018 verringert sich der Abstand der Entgelte Ost zu Nordrhein-Westfalen um 60 Cent. Allerdings fehlt noch immer ein klarer Fahrplan für mehr Gerechtigkeit. Auf das ver.di-Modell zur Lohnangleichung in fünf Jahren haben sich die Arbeitgeber nicht eingelassen, auch eine Vereinheitlichung der Entgelte in Transport und Bearbeitung steht noch aus. Und schließlich sind drei Nullmonate zu schlucken, die Erhöhungen beginnen erst im März 2017.

Stärker geworden

Fast zwei Drittel der Mitglieder haben sich an der ver.di-Befragung beteiligt. 58 Prozent stimmten für die Annahme des Tarifergebnissen, 42 Prozent dagegen. Die Tarifkommission folgte dem Mehrheitsvotum. "Wir haben unsere Forderungen nicht erreicht, aber wir sind in der Tarifrunde stärker geworden", sagt Verhandlungsführer Nüsse rückblickend. "Erstmals wurde für die gemeinsamen Interessen gestreikt." Auch die Tarifkommission sieht einen Grundstein gelegt, auf dem aufgebaut werden kann. Denn es geht weiter: Im Herbst starten Manteltarifverhandlungen für die Geld- und Wertbranche. Ende 2018 geht es erneut um die Löhne und die Angleichung.

Helma Nehrlich

Ergebnis mit den Lohntabellen im Tarif-info 5-2017 auf www.aber-sicher.org