Bei den Bodenverkehrsdiensten an den deutschen Flughäfen rumort es. An neun Flughäfen verhandelt ver.di derzeit mit den Anbietern über Tarifverträge. Wünschenswert wäre, so ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle, ein einheitlicher Tarifvertrag bundesweit, um die Dumpingkonkurrenz der verschiedenen Gesellschaften untereinander zu beenden. Sie ist Folge der Deregulierung der Bodenverkehrsdienste durch die EU in den 1990er Jahren. Zu tragen haben die Folgen die Beschäftigten mit niedrigen Löhnen, unfreiwilliger Teilzeitarbeit und Befristungen, kurzum mit prekärer Arbeit. Oft müssen sie noch aufstocken, um über die Runden zu kommen.

Mit Warnstreiks in Stuttgart, Hamburg und Berlin hatte ver.di im Februar für starke Beeinträchtigungen im Luftverkehr gesorgt. Jetzt stehen die Zeichen erneut auf Streik. In Berlin haben sich 98,6 Prozent der Beschäftigten in einer Urabstimmung für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe wurde noch verhandelt. Acht Prozent auf vier Jahre haben die Arbeitgeber zuletzt geboten, das würde für einen Beschäftigten mit den üblichen 130 Monatsstunden im laufenden Jahr 35 Euro mehr im Monat ausmachen. Zu wenig. Die Tarifkommission hat auch dies Angebot zurückgewiesen. Sollte es zu keiner weiteren Verbesserung kommen, wird gestreikt.

Bei Acciona in Frankfurt am Main macht das Arbeitgeberangebot in der 3. Verhandlungsrunde Anfang März umgerechnet 20 Cent pro Stunde aus, 2018 würde es zu einer Nullrunde kommen. Befristete Mitarbeiter sollen noch weniger bekommen, außerdem soll die Leiharbeitsquote erhöht werden. Diese Dreiteilung der Belegschaft bringt die Beschäftigten auf, nach Redaktionsschluss soll über mög- liche Warnstreiks entschieden werden. Allerdings werden Ende April die Konzessionen für Bodenverkehrsdienste am Frankfurter Flughafen neu vergeben.

Auch in Stuttgart ist es bei S Ground mittlerweile mehrfach zu Streiks gekommen. Doch mit 55 Cent pro Stunde mehr wollen sich die Beschäftigten auch hier nicht abspeisen lassen. ver.di fordert bundesweit je nach Standort ein bis zwei Euro mehr pro Stunde sowie die Einführung neuer Gehaltsgruppen.

Abschluss in Hamburg

In Hamburg kam es Ende Februar zu einem ersten Tarifabschluss. Der Einstiegslohn wird auf 10,76 Euro pro Stunde erhöht, bisher lag er knapp über dem Mindestlohn. Insgesamt gibt es rund 200 Euro mehr pro Monat für alle, über zwei Jahre gesehen. Die Besitzstände werden gewahrt, Teilzeitbeschäftigte bekommen einen Anspruch darauf, ihre Stunden aufzustocken. Derzeit werden die ver.di-Mitglieder bei den Bodenverkehrsdiensten am Hamburger Flughafen gefragt, ob sie mit dem Ergebnis einverstanden sind. hla

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