Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten bei IBM gestalteten sich zäh: Vier Verhandlungsrunden mit insgesamt sechs Verhandlungstagen waren nötig, um ein gutes Ergebnis zu erreichen. Die Gehälter steigen nun - je nach Betrieb - um bis zu 3,5 Prozent. Neben zahlreichen einzelnen Punkten konnte auch für die Auszubildenden 1,75 Prozent mehr Geld vereinbart werden. Und zusätzlich hat die ver.di-Verhandlungskommission erreicht, dass im kommenden Jahr 40 bis 60 Plätze für dual Studierende und 80 bis 120 Master-Studienplätze angeboten werden. Außerdem wird die tarifvertragliche Arbeitszeitregelung fortgesetzt und IBM investiert 2018 bis zu 1,5 Millionen Euro für den betrieblichen Gesundheitsschutz - über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Der neue Tarifvertrag gilt rückwirkend ab 1. September und für zwölf Monate.

Die Wende am Verhandlungstisch

Bis zu diesem Abschluss war es ein weiter Weg, denn die Ausgangslage war denkbar schlecht. Aus der Konzernzentrale in den USA bekam die deutsche Unternehmensleitung die Vorgabe, dass die Gehälter um maximal zwei Prozent erhöht werden dürfen - und das nicht mal für alle: Die Beschäftigten in dem Bereich Global Technology Services sollten leer ausgehen. "Wir waren erschüttert, dass die IBM anstrebte, sogar Beschäftigte innerhalb von Gesellschaften ungleich zu behandeln", sagt ver.di-Verhandlungsführer Bert Stach.

Die Wende am Verhandlungstisch haben schließlich die Beschäftigten mit Aktionstagen in vielen Städten erreicht, in München, Chemnitz, Frankfurt am Main, Erfurt, Hamburg, Böblingen, Flensburg, Hannover, Berlin, Kelsterbach und Ehningen. Insgesamt haben an diesen Tagen rund 1.850 Teilnehmer/innen die Arbeitgeber aufgefordert, ein akzeptables Angebot vorzulegen.

Gemeinsame Arbeitsgruppe

"In der Tarifrunde 2017 konnte eine Ungleichbehandlung der IBMerinnen und IBMer im Geltungsbereich der Tarifverträge weitestgehend verhindert werden", sagt Thomas Rüter aus der ver.di-Tarifkommission. Beschäftigte oberhalb der Tarifgruppe 8 können sich allerdings nicht auf den Abschluss berufen und gehen unter Umständen leer aus. "Das wollen wir ändern", so Rüter. Deshalb hatte ver.di am Verhandlungstisch gefordert, die Tarifverträge auch auf diese Kolleginnen und Kollegen auszudehnen. Unmittelbar gültig sind Tarifverträge ohnehin nur für ver.di-Mitglieder. Das Ziel von ver.di, die Tarifverträge auf alle Beschäftigten und auch auf die Master-Studierenden auszudehnen, wurde von der IBM zuerst mit einem kategorischen Nein quittiert. Das sei aus Sicht der IBM ein falsches Signal, hatte IBM-Verhandlungsführer Wolfgang Braun erklärt. Am Ende der Tarifverhandlungen verständigten sich ver.di und IBM dann doch darauf, eine gemeinsame Arbeitsgruppe zu gründen. "Damit diese Gespräche für die Beschäftigten erfolgreich verlaufen, brauchen wir die Unterstützung der ver.di-Mitglieder", betont Bert Stach, der ver.di-Verhandlungsführer. "Nur so können wir verhindern, dass es künftig eine Mehrklassen-Gesellschaft bei der IBM gibt." Konkret könnte das bedeuten, dass noch einmal mit Protestaktionen Druck aufgebaut wird.

Silke Leuckfeld