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Lisa Schandl, Gesundheits- und Krankenpflegerin an der CharitéFoto: Anne Gnah

Was können ver.di-Mitglieder tun, um in ihrem Betrieb aktiv zu werden? Wie gewinnt man Kolleg*innen für ver.di, um mehr durchzusetzen? Wir stellen verschiedene „Werkzeuge“ vor, die in der gewerkschaftlichen Arbeit und in Tarifrunden erfolgreich eingesetzt werden. Lisa Schandl, Gesundheits- und Krankenpflegerin an der Charité, ist aktiv in der Berliner Krankenhausbewegung und hat schon dutzende 1:1-Gespräche geführt.

1:1-Gespräch heißt, Du sprichst jemanden direkt an. Was ist das Wichtigste daran?

Das Anliegen der Kolleg*innen herauszufinden. Also zuhören! Wenn wir unsere Kolleg*innen mit Argumenten zuquatschen, reagieren sie oft mit Abwehr. Besser ist, Fragen zu stellen und sie erzählen zu lassen. Dann entsteht ein offenes und meist gutes Gespräch. Wichtig ist auch, sich vorher zu überlegen, mit welchem Ziel man in das Gespräch geht: Was erwarte ich und wie komme ich dahin?

Was fragst Du genau?

Wir wollen Leute aktivieren, dafür ist es wichtig zu wissen, was sie dazu bringt, sich aktiv zu beteiligen. Also ihre Motivation herausfinden. Und Motivation beruht auf Emotionen. Das kenne ich aus der Pflege sehr gut. Aber meine Motivation kann eine andere sein als die meiner Kollegin. Also frage ich: Was ist es, was dich am meisten beschäftigt? Was macht dich wütend? Was würdest du ändern wollen? Aber erstmal eröffne ich das Gespräch mit lockeren Einstiegsfragen: Wie lange arbeitest du schon hier? Was hat sich verändert? Und dann geht’s tiefer rein.

Wann kommen Deine Argumente?

Nach dem Zuhören. Erstmal höre ich, was meine Kollegin beschäftigt, dann erzähle ich, worauf es ankommt. Das Prinzip ist „Anger, Hope, Action“. Anger: Was ist es, was dich wütend macht? Hope: Was ist die Lösung für das Problem? Da zeige ich schon einen Plan auf, der klar macht: Allein geht das nicht, nur wenn wir kollektiv Druck aufbauen, können wir was erreichen. Und dann Action: Für diesen kollektiven Plan brauchen wir genau dich! Ich sage, warum wir dich brauchen und wie du dich beteiligen kannst. Das ist häufig der schwierigste Part, weil es darum geht, Verantwortlichkeit zu erzeugen. Ein Beispiel: Ich habe hier diese Unterschriftenliste und es bräuchte jemanden, der deine Kolleginnen aktiviert. Bist du bereit, mitzumachen?

Wie sind die Reaktionen?

Die Kolleg*innen sind sehr offen, die meisten lassen sich auf ein Gespräch ein. Es ist beeindruckend wie gut dieses grobe Schema – mit kleinen individuellen Veränderungen, die im Gespräch aufkommen – funktioniert. Wichtig ist, dranzubleiben. Und die Entscheidungsfrage nicht zu vergessen: Trittst du jetzt auch der Gewerkschaft bei?

INTERVIEW: Fanny Schmolke

ver.di bietet dieses und anderes „Gewerkschaftswerkzeug“ in Schulungen an. Einen tieferen Einblick und Materialien findest du unter onlinebiz.verdi-gpb.de