Was können Mitglieder tun, um in ihrem Betrieb aktiv zu werden? Wie gewinnt man weitere Mitglieder, um mehr durchzusetzen? Wir stellen verschiedene "Werkzeuge" vor, die in gewerkschaftlicher Arbeit und Auseinandersetzungen erfolgreich eingesetzt wurden. Dieses Mal erzählt uns Kristin Klinger-Gode, die seit vielen Jahren Vertrauensfrau bei der RheinEnergie AG in Köln ist, von ihren Erfahrungen bei der Kundgebungsansprache. Sie war während der Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen im Februar dieses Jahres im ver.di-Streikansprache-Team auf dem Kölner Alten Markt unterwegs.

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Kristin Klinger-Gode, Vertrauensfrau bei der RheinEnergie AG in Kölnprivat

Wie bist du im Ansprache-Team gelandet? Ein paar Tage vor der großen Kundgebung hat unser Vertrauensleuteleiter gefragt, wer gerne das ver.di-Streikansprache-Team unterstützen möchte. Da wir vor einer historischen Tarifrunde standen, sollten viele Gespräche mit den Mitgliedern vor Ort geführt werden. Mir ist es wichtig, bei den Streik-Kundgebungen aktiv vor Ort dabei zu sein. Beruflich bin ich seit zig Jahren in der Kommunikation tätig, da fühlte ich mich im Ansprache-Team richtig aufgehoben. Insgesamt waren wir mit circa 14 Frauen und Männern entweder zu zweit oder auch allein auf dem Alten Markt unterwegs.

Gab es ein Konzept? Ja, für alle Team-Mitglieder gab es zuvor Schulungen. Dabei erfuhren wir das Wichtigste über die aktuelle Tarifrunde im öffentlichen Dienst, lernten verschiedene Streikformate kennen und den Umgang mit der Test-App. Wir erfuhren auch, wie wir durch 1:1-Gespräche Kolleginnen und Kollegen für ver.di gewinnen. Wichtig bei der Ansprache ist ein freundlicher Gesprächsbeginn. So habe ich nach der Begrüßung – schön, dass du hier bist, aus welchem Betrieb kommst du und warum bist du heute hier? – den Teilnehmerinnen und Teilnehmern erzählt, dass wir für ver.di unterwegs sind, um ein Meinungsbild abzufragen. Ich fragte nach, wie sie das Angebot finden, ob sie zufrieden damit sind und ob die Bereitschaft da wäre, noch länger zu streiken und so weiter. Durch die digitale Unterstützung wurden allen die gleichen Fragen gestellt, so konnte am Ende eine aussagekräftige Auswertung erfolgen.

Wie waren die Reaktionen? Die meisten hatten Lust. Ich hatte nur positive Gespräche, es fühlte sich an wie Gespräche unter Freunden und Bekannten. Für mich war es aktive Gewerkschaftsarbeit, die mir auch richtig Spaß gemacht hat. Für einen so intensiven Austausch hatten wir früher nie ausreichend Zeit. Da mussten wir uns leider mit Streiklisten beschäftigen. Da die Streikerfassung in diesem Jahr auch erstmalig digital vorgenommen wurde, haben wir wertvolle Zeit hinzugewonnen. Zeit, um auf der Kundgebung Nicht-Mitglieder anzusprechen und als Mitglied zu gewinnen.

War es schwer, sie zu überzeugen? Nein. Die Leute, die auf die Kundgebungen kommen, sind ja schon interessiert. Einige sagten auch direkt, dass sie schon darüber nachgedacht hätten, Mitglied zu werden. Nachdem ich noch die Vorteile aufgezählt habe, die eine ver.di-Mitgliedschaft neben dem Streikgeld mit sich bringt, waren sie meistens schon überzeugt.

Hast du einen Tipp für andere Kolleg*innen? Ein Erfolgsrezept? Auf jeden Fall authentisch und von ver.di überzeugt sein! Ein Produkt, was du nicht magst, kannst du nicht "verkaufen". Du musst einfach hinter dem stehen, was du tust. Was auch sehr gut funktioniert hat, war auf Gruppen zuzugehen. So hatte ich gleich mehrere Gesprächskandidaten. Wenn einer aufgeschlossen ist – und du hast immer einen, der aufgeschlossen ist in so einer Runde – dann lassen sich oft auch die anderen auf ein Gespräch ein.

ver.di bietet dieses und anderes "Gewerkschaftswerkzeug" in Schulungen an. Einen tieferen Einblick und Materialien findest du auf der Seite des Projektes Zukunft der Mitgliedergewinnung unter zdm-werkzeuge.verdi.de