Extra-Telekom-Streik 2007
Wer einmal lügt
Vor einem Jahr versprach die Telekom, nicht auslagern zu wollen. Und jetzt?
Mai 2006: Die Telekom droht im Zuge ihres "Wachstums- und Effizienzprogramms Save4Growth" mit der Auslagerung des Kundenservices ihrer T-Mobile-Sparte, wenn die Arbeitnehmervertreter nicht der Kürzung von bezahlten Bildschirmpausen, einer Abschmelzung der Schichtzulage und geringeren Entgelten bei Neueinstellungen zustimmen. ver.di wird regelrecht erpresst, sichert sich aber auf der anderen Seite die Schaffung von 450 weiteren zu den bestehenden 2500 Arbeitsplätzen zu. Darüber hinaus bleiben die neun Standorte des Kundenservices mindestens bis zum 31. Mai 2009 im Bestand des Unternehmens, betriebsbedingte Kündigungen sind so lange ebenfalls ausgeschlossen. Und: Die Arbeitgeber versichern in den Verhandlungen, dass diese Vereinbarung mit T-Mobile keinerlei Vorbild für zukünftige Verhandlungen in den anderen Telekom-Sparten sein wird.
Kabelsalat
Das bekommt ver.di-Verhandlungsführer Ado Wilhelm in der letzten Verhandlungsnacht sogar schriftlich. In einer Erklärung des Arbeitgeberverbands heißt es: "Bei dem Gesamtpaket handelt es sich um eine maßgeschneiderte Lösung für den T-Mobile Kundenservice. Die darin gefundenen Lösungen stellen kein Präjudiz für laufende und zukünftige Tarifverhandlungen dar."
Jetzt erhöht ver.di den Druck
Ein Jahr später entpuppen sich die Arbeitgeber der Telekom als Lügner. Jetzt kündigen sie insgesamt 50000 Mitarbeitern von T-Com, T-Online und T-Mobile die Auslagerung in die drei neu gegründeten T-Services-Gesellschaften an. Die meisten sollen auch nicht mehr 34, sondern 38 Stunden arbeiten, dafür aber weniger verdienen, 9 Prozent. Für einen Telekom-Monteur heißt das, dass er anstatt 30600 Euro Bruttojahresgehalt 27846 Euro nach Hause trägt. Ein neu eingestellter Monteur würde mit 22826 Euro über 25 Prozent weniger verdienen. Eine neu angestellte Call-Center-Agentin würde mit 19743 Euro gar über 42 Prozent weniger Geld zum Leben haben.
Vor einem Jahr sei der Druck seitens der Arbeitgeber enorm groß gewesen, sagt Ado Wilhelm, der dieser Tage den Streik organisiert. Jetzt erhöht ver.di den Druck, denn Lügen haben bekanntlich kurze Beine.