Nach dem Ladenschluss wollen die Arbeitgeber nun die Zuschläge für Verkäufer/innen abschaffen

Weihnachten 2006 lag noch nicht lange zurück, da nahmen die ersten Berliner Einzelhandelsunternehmen bereits die zuvor so lange herbeigesehnten "großzügigen" Öffnungszeiten wieder zurück. Die Umsätze nach 20 Uhr lohnten einfach den Aufwand nicht, hieß es vielerorts in der Hauptstadt.

Dabei war Berlin als erstes Bundesland vorgeprescht, nachdem mit Inkrafttreten der Föderalismusreform die Regelung der Ladenöffnungszeiten vom Bund auf die Länder übergegangen war: Seit November vergangenen Jahres dürfen hier Läden von Montag bis Samstag rund um die Uhr die Ladentüren offen halten. Zudem sind an zehn Sonntagen jährlich Sonderöffnungen möglich.

In anderen Bundesländern möchte man zu ähnlichen Regelungen kommen, lässt sich aber teilweise, etwa in Bayern, erst einmal Zeit, um zu beobachten, wie die Öffnungszeiten anderer Länder in der Praxis angenommen werden. "In Sachsen steht das Gesetzgebungsverfahren vor dem Abschluss", sagt Ulrich Dalibor, ver.di-Bundesfachgruppenleiter für den Einzelhandel. "Dort hat unser gewerkschaftlicher Einfluss unmittelbar positive Einflüsse gehabt. Künftig werden Verstöße gegen das Ladenöffnungsgesetz sanktioniert. Das war vorher nicht so."

Jenseits von Gut und Böse

Noch weitergehende Öffnungszeiten als die Berliner will die niedersächsische Landesregierung durchdrücken. "Die Vorstellungen sind jenseits von Gut und Böse; sogar in der niedersächsischen CDU rührt sich Widerstand dagegen", weiß Ulrich Dalibor.

Worum es den Chefs wirklich geht

Die Praxis der Ladeninhaber in Berlin, zu den früheren Schließzeiten zurückzukehren, zeigt aus Sicht des Fachgruppenleiters, dass längere Öffnungszeiten überflüssig sind. "Wir haben immer darauf hingewiesen." Lediglich in einigen besonders guten Lagen des Berliner Einzelhandels wie in der Friedrichstraße wird versucht, längere Öffnungszeiten beizubehalten. Über 22 Uhr hinaus - wie man es anfangs beim Kulturkaufhaus Dussmann hielt - haben aber selbst Geschäfte wie der Kaufhof am Alexanderplatz oder das Kadewe nicht geöffnet.

Mit den Vorbereitungen für die in diesem Jahr in allen Bundesländern anstehenden Manteltarifverhandlungen wurde allerdings klar, was die Arbeitgeber tatsächlich mit der Quasi-Abschaffung des Ladenschlusses bezwecken: Zuschläge für Spät-, Nacht- und Wochenendarbeit sollen gekürzt oder gar gestrichen werden. Ulrich Dalibor stellt fest: "Die Arbeitgeber sind zum Teil mit sehr markigen Forderungen angetreten, etwa Metro-Chef Hans-Joachim Körber. Für uns steht im Mittelpunkt der Tarifrunde, dass wir mit den Kolleginnen und Kollegen im Einzelhandel für den Erhalt der verdienten Zuschläge kämpfen!"

Gudrun Giese