Symbolisches Boxen und handfeste Streiks - Tarifaktionen im Handel. Abschluss in Bayern

Gut bis glänzend sind die Erträge im Einzel- und Großhandel. Dafür stehen zwei Unternehmen: Die Edeka-Gruppe verbuchte im vergangenen Jahr 1,1 Milliarden Gewinn vor Steuern. Beim Metro-Konzern waren es 1,91 Milliarden Euro. Auch andere Händler verdienen so viel wie lange nicht, doch in Großzügigkeit bei Tarifverhandlungen schlägt sich das nicht nieder. Besonders hartnäckig verschleppen die Arbeitgeber im Einzelhandel die Gespräche. Sie wollen auf keinen Fall Erhöhungen, die dauerhaft das Tarifniveau anheben. Dazu ver.di: "Die Zeit der Zurückhaltung ist vorbei. Mit Einmalzahlungen lassen wir uns nicht abspeisen." Seit Anfang Juni nehmen die Streiks zu.

Theater für Mindestlohn

Tarifaktionen können Spaß machen. In Kempten im Allgäu ist das jetzt Allgemeinwissen. Dafür haben Beschäftigte Ende Mai gesorgt. Beim lokalen Auftakt für die Tarifrunde sind lockere Sprüche angesagt. "Diese Runde geht an uns" heißt das Motto für den symbolischen Kampf zwischen einem bulligen Gewerkschafter und einem ebenbürtigen Unternehmer, der beim Tarifboxen dennoch nach Punkten verliert. Straßentheater wird auch beim Autoscheibenputzen für den gesetzlichen Mindestlohn gespielt. Bei der Melkaktion an einer riesigen Kunstkuh findet sich auch eine Trachtengruppe ein. "Verkäuferinnen fühlen sich oft als Melkkuh" steht am nächsten Tag im Regionalblatt. Das allerdings gilt nicht nur in Bayern, sondern im ganzen Land.

Im Einzelhandel fordern die regionalen Tarifkommissionen Erhöhungen zwischen 4,5 Prozent (Nordrhein-Westfalen) und 6,5 Prozent (Hessen, Berlin u.a.). Im Großhandel werden meist sechs Prozent verlangt. Im Einzelhandel wird vielfach ein Mindesteinkommen von 1500 Euro gefordert. Obenan stehen auch planbare Arbeitszeiten, Sicherung und Ausbau der Zuschläge bei ungünstigen Arbeitszeiten,besserer Schutz vor Überfällen und die Begrenzung der Leiharbeit.

Die Tarifrunde für den Groß- und Außenhandel in Bayern endete am 20. Juni. Die Beschäftigten bekommen im ersten Jahr 2,4 Prozent plus 15,50 Euro mehr, im zweiten Jahr zwei Prozent plus 7,50 Euro. AHA