Nicht ohne meine Gewerkschaft

Erste Streiks seit 104 Jahren bei der Musik-Verwertungsgesellschaft GEMA. 150 neue ver.di-Mitglieder

Ja, die Tätigkeitsbeschreibungen im Tarifvertrag der GEMA waren antiquiert. Darüber hätte man mit ihnen reden können, sagen die Mitglieder der ver.di-Tarifkommission. Der Vorstand hätte offene Türen eingerannt. Er redete aber nicht, sondern kündigte ohne ein weiteres Wort den Gehaltstarifvertrag zum 31. Dezember 2006. Im Klartext: Der Vorstand will nicht mehr mit ver.di verhandeln, sondern nur noch mit dem Betriebsrat, nach mehr als 40-jähriger Tarifpartnerschaft. Ergebnis soll eine betriebliche Entgeltordnung mit jederzeit widerrufbaren Vergütungen sein. Schon jetzt bekommen Neueingestellte zehn Prozent weniger als die anderen. Der Vorstand hat sich im Gegenzug von 2005 auf 2006 15 bis 20 Prozent mehr Geld gegönnt. Diese Diskrepanz hat gerade langjährige Mitarbeiter aufgebracht, die sich eng mit der GEMA verbunden fühlen. Viele haben ihre Ängste überwunden, sich nicht einschüchtern lassen und Ende September gestreikt - an allen zehn Standorten und zum ersten Mal in der Geschichte der Gesellschaft. Im Lauf der Aktionen hat ver.di 150 neue Mitglieder gewonnen.

Den Streiks waren Unterschriftensammlungen, Warnstreiks und schließlich die Urabstimmung vorausgegangen, in der fast jeder der 1200 Beschäftigten für den Streik stimmte. Jetzt hat ver.di dem GEMA-Vorstand eine Frist gesetzt: Bis 19. Oktober soll er die Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft wieder aufnehmen. Sonst wird weiter gestreikt.CVZ