Besuch von SPD-Chef Kurt Beck. Auch vor Ort: Lothar Bisky (Die Linke), Reinhard Bütikofer (Die Grünen), Franz Müntefering (SPD), Michael Sommer (DGB) und Karl-Josef Laumann (CDU)

Mit den Tarifverträgen für die Zeitarbeitsbranche werden Branchentarifverträge unterlaufen. Nach kontroverser Diskussion, ob sie gekündigt werden sollen, lehnte der Kongress diesen Vorschlag ab. Dazu zwei Redebeiträge in Auszügen

Beate Voigt, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der Zeitarbeitsfirma randstad, Region Ost:

"Was sind das für Menschen, die in der Zeitarbeit beschäftigt sind? Es sind keine Sklaven. Wir sind Menschen, die vorher arbeitslos waren, die den Wunsch haben, wieder in Arbeit zu kommen, im gesellschaftlichen Leben integriert zu werden und Achtung und Anerkennung dadurch zu erwerben. Wir müssen in höchstem Maß flexibel sein. Die Kolleginnen und Kollegen (...) wechseln manchmal zwei bis drei Mal im Monat den Kunden. Wir müssen schnell neue Produktionsabläufe kennenlernen, uns immer wieder in neue Teams integrieren und beweisen, dass wir in der Lage sind, gute Arbeit zu leisten. Deswegen tragen diese Menschen keine Schuld an den Zuständen, die jetzt kritisiert werden. Das haben wir der Politik zu verdanken.

Eine Kündigung der Tarifverträge bedeutet, dass Arbeitnehmer, die jetzt in der Zeitarbeit beschäftigt sind, jenen Gewerkschaften, die Tarifverträge abschließen, die unter fünf Euro liegen, zum Fraß vorgeworfen werden. (...) Wir haben im Tarifvertrag mit dem Bundesverband Zeitarbeit (BZA) mindestens 7,38 Euro pro Stunde, 30 Tage Urlaub, Urlaubs- und Weihnachtsgeld geregelt. Auch ist verankert, dass Zeitarbeitnehmer nicht in bestreikten Betriebe eingesetzt werden dürfen."

Rainer Butenschön, Betriebsratsvorsitzender der Verlagsgesellschaft Madsack, Hannover:

"Diese Tarife sind unendlich viel schlechter als unsere Branchentarife. Die Tarife zur Leiharbeit beginnen unterhalb des Mindestlohns bei rund 6,80 Euro und schließen bei rund 16 Euro ab. Für 16 Euro in der Stunde arbeitet bei uns kein Drucker, schon gar nicht nachts, nicht in Wechselschicht, nicht an Feiertagen. Das haben sich die Kollegen in langwierigen Auseinandersetzungen erkämpft. Sie müssen jetzt zusehen, wie diese Tarife abgewickelt werden, weil Drucker nur noch als Leiharbeiter eingestellt werden. (...)

Wenn wir das im Betrieb kritisieren, sagen sie uns: (...) Ich weiß gar nicht, was ihr wollt. ver.di hat doch diesen Tarifvertrag abgeschlossen. Deshalb müssen wir diesen Tarifvertrag kündigen.(...) Das heißt nicht, dass wir die Kolleginnen und Kollegen den Christen zum Fraße vorwerfen, sondern dass wir uns selber sagen: Wir kämpfen für "equal pay" (die gleiche Bezahlung) und wir kämpfen gegen Tarifverträge, die dieses "equal pay" aufweichen. Wenn ich sage "wir kämpfen", dann müssen wir das auch ernst nehmen,. Als ein wichtiges Signal müssen wir diese Tarifverträge kündigen. (...)"