Wie groß soll der ver.di-Bundesvorstand in Zukunft sein?

Elf oder 14 war eine vieldiskutierte Frage vor und während des Kongresses. Hinter den Zahlen verbirgt sich die Größe des Bundesvorstands. Hatte ver.di bei der Gründung noch 19 Vorstandsmitglieder, setzte der 1. Ordentliche Bundeskongress 2003 bereits das Ziel, den Vorstand bis 2007 auf elf Personen zu reduzieren. Doch auf dem aktuellen Wahlvorschlag des Gewerkschaftsrats standen 14 Namen für 14 Posten.

Begründet wurde das mit der Satzung. Sie schreibt eine Frauenquote vor und räumt den 13 Fachbereichen ein eigenständiges Vorschlagsrecht ein. Die Fachbereiche hatten insgesamt fünf Männer und fünf Frauen für den Vorstand nominiert. Immerhin hatten drei Mal je zwei Fachbereiche sich auf den gleichen Kandidaten oder die gleiche Kandidatin geeinigt.

Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske machte klar, dass es demzufolge für die Wahlen bei diesem Kongress nach der Satzung zwei Alternativen gebe: Entweder verstößt man mit der Wahl von elf Bundesvorstandsmitgliedern gegen die Frauenquote oder kann weder den Finanzverantwortlichen noch den Vorsitzenden wählen. Verabschiedet wurde letztlich der Antrag H025, in dem ein verbindlicher Entwicklungsprozess zur Überprüfung von Struktur und Anzahl der zukünftigen Fachbereiche angekündigt wird. Außerdem sollen weitere Vorschläge entwickelt werden, wie die Perspektive einer Verkleinerung des Bundesvorstands mit der Weiterentwicklung von Kooperations- und Fusionsmodellen in Einklang gebracht werden kann. "Es ist deutlich geworden, dass dieser Kongress die Elf als Zielzahl ernst genommen sehen will und möchte, dass darauf hingewirkt wird, sie zu erreichen", sagte Bsirske.


Männer zur Frauenquote

"Manchmal, liebe Kolleginnen und Kollegen, muss man eine Organisation auf den Kopf stellen, man muss sie rütteln, man muss sie vollkommen neu erfinden, damit sie effizienter, stärker und schlagkräftiger wird. Aber manche Prinzipien sollten wir nicht ändern, zumindest nicht in den nächsten 20, 30 Jahren - und dazu gehört in ver.di die Mindestfrauenquote. Dazu noch drei Sätze: Die Mindestfrauenquote hat die Frauen in ver.di stark gemacht, aber auch die Männer. Sie hat uns alle stärker gemacht gegen die Arbeitgeber und gegen unsere wahren Gegner. Deswegen bitten wir um Annahme, um Zustimmung zur Empfehlung der Antragskommission. Wir fordern Euch alle auf, die Mindestfrauenquote nicht nur in der Satzung zu lassen, sondern auch überall für ihre Durchsetzung zu sorgen." Starker Beifall - Jubelrufe - zahlreiche Delegierte erheben sich von ihren Plätzen, vermerkt das Tagesprotokoll.

Jürgen Johann, Hessen, begleitet von rund 20 Kollegen. Der entsprechende Antrag wurde angenommen.


Drei Länder, eine Karte

Dave Prentis, Generalsekretär der britischen Gewerkschaft Unison, Wolfgang Katzian, Vorsitzender der österreichischen Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier, und Frank Bsirske stellten eine neue Mitgliedskarte vor. Sie sichert Mitgliedern den Schutz der anderen Gewerkschaften zu, wenn sie in deren Organisationsbereich arbeiten. "Ein Zeichen des Miteinanders in Europa. Eine gemeinsame Gewerkschaftsbewegung - das ist unser Signal aus Leipzig."