Romy Maiwald (Foto) und Janine Rudolph kandidieren 2008 zum zweiten Mal für die Jugend- und Auszubildendenvertretungen in ihren Betrieben

Romy Maiwald, 22, Auszubildende im dritten Lehrjahr bei der Telekom in Erfurt, stellvertretende Vorsitzende der Auszubildendenvertretung (AV)

ver.di publik | Was hast du beruflich vor?

romy maiwald | Ich werde IT-Systemkauffrau. Das Team, in dem ich jetzt bei T-Systems arbeite, betreut Großkunden, darunter die Stadtverwaltung Erfurt. Ob ich übernommen werde - gute Frage.

ver.di publik | Wie bist du zur Arbeit in der Vertretung gekommen?

Romy Maiwald | Ganz einfach: Ich bin vor der vorigen Wahl gefragt worden. Da war ich erst seit zwei Monaten in der Ausbildung. Ich habe sofort zugesagt, weil ich dachte, einen Ansprechpartner brauchen viele, gerade in der Ausbildung. Also warum nicht ich? Ich habe schon eine soziale Ader. Ich bin dann durch die Gruppen gezogen, um mich vorzustellen. Und wurde gewählt. Zuerst lief es chaotisch: Wir waren acht Neulinge, nur der Vorsitzende kam noch aus der vorigen Auszubildendenvertretung. Ich habe dann Seminare besucht und gelernt. Die rechtliche Seite, die Paragraphen - das war langatmig, davon war ich zuerst erschlagen. Dann kam die Praxis, es ging um Kündigungen von Azubis und wurde spannend. Du bist als Vertreterin der Auszubildenden immer ihr Anwalt.

ver.di publik | Was habt ihr erreicht?

Romy Maiwald | Wir konnten schon Kündigungen und Abmahnungen abwenden. Einmal ging es darum, dass ein Junge eine Satire aus dem Magazin Titanic auf die Lernplattform des Unternehmens im Intranet gestellt hatte, ein Formular für einen Amoklauf. Ich hatte kein Problem damit, aber einige Leute meinten, er würde einen Amoklauf ankündigen. Es hätte mit einer Kündigung enden können. Wir haben uns mit der Ausbilderin und der Leitung zusammengesetzt, der Azubi hat sich entschuldigt. Wir konnten es klären, ohne Kündigung. Bei einer anderen Geschichte stecken wir noch mittendrin. Ein Mädchen hatte auf einer Internetplattform Streit mit einer Mitarbeiterin, die fühlte sich beleidigt und ging zum Chef. Eine Abmahnung hat die Auszubildende schon bekommen, aber die Geschichte ist für mich noch nicht abgeschlossen; wir bleiben dran.

ver.di publik | Und die Niederlagen?

Romy Maiwald | Gibt es noch mehr als Erfolge. Wir haben einen Mitbestimmungstarifvertrag für Azubis und daher Mitbestimmungsrecht über den Ausbildungsplan. Wie lange läuft die Theorie-Ausbildung, sind alle Inhalte im Plan, läuft es wie im Plan festgelegt? Da müssen wir uns oft gegen die Leitung durchsetzen, die schon mal eine Ausbildungswoche für einige Gruppen gestrichen hat. Wir haben dagegen argumentiert. So ein Streit bringt aber oft nichts. Trotzdem kandidiere ich wieder. Das Vertrauen der Azubis zu uns wächst. Unsere Workshops über Werte sind gut angekommen. Themen waren Sucht und Abhängigkeit, Rassismus und Anti-Rassismus, der gläserne Mensch; wir haben Blutspenden organisiert. Natürlich lebt das Klischee noch: Die Leute aus der Auszubildendenvertretung sitzen zusammen und trinken Kaffee. Aber wir machen mehr. Wenn wir mit einzelnen Jugendlichen über Konflikte reden, sieht das vielleicht mal aus wie "bloß Kaffeetrinken". Aber das täuscht.


Janine Rudolph, 25, Redaktionsassistentin bei NDR 1, Radio Mecklenburg-Vorpommern, einziges Mitglied der Jugend- und Auszubildendenvertretung im Schweriner Funkhaus

ver.di publik | Warum hast du vor zwei Jahren für die JAV kandidiert?

Janine Rudolph | Weil kein Azubi dazu bereit war, und ich mir nicht so viel Arbeit darunter vorgestellt hatte. Außerdem hatte ich früher mal kandidiert und war nicht gewählt worden. 2006, beim zweiten Versuch, klappte es.

ver.di publik | Was hast du erreicht?

Janine Rudolph | Dass im Herbst 2009 die Möglichkeit besteht, vier neue Auszubildende einzustellen. In diesem Jahr sind es nur drei, weil es zu wenig Ausbildungsabteilungen gab. Auch beim Bücher- und Kopiergeld für die Azubis habe ich mich durchgesetzt. Das wurde bei uns nicht gezahlt, beim NDR in Hamburg schon. Warum nicht auch bei uns? Darüber habe ich einen Austausch zwischen den NDR-Funkhäusern in Gang gebracht. Zurzeit kümmere ich mich u. a. um die Heimfahrtregelungen für unsere 15 Azubis. Ständiges Thema ist die Qualifikation der Ausbildungsbetreuer/innen. Für manche wäre ein Grund- oder Auffrischungsseminar gut. Aber das ist schwer durchzusetzen; diejenigen, die es nötig hätten, fühlen sich nicht angesprochen.

ver.di publik | Und die schönsten Erfolge?

Janine Rudolph | Sind meist kleine Dinge. Als JAV akzeptiert werden. Anerkennung von Azubis, die mir sagen: Du musst dich wieder zur Wahl stellen und es weiter machen.Interviews: Claudia von Zglinicki

Im Herbst wird gewählt

Vom 1. Oktober bis 30. November 2008 werden Jugend- und Auszubildendenvertretungen gewählt. Voraussetzung: Im Betrieb sind mindestens fünf Beschäftigte unter 18 oder Auszubildende unter 25, und es gibt einen Betriebsrat.

Wählen können alle Jugendlichen, die das 18. und alle Auszubildenden, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.

www.verdi-jugend.de

www.jav.info