Ausgabe 04/2009
Pferdefuß und Widerstand
Pferdefuß und Widerstand
Zeitungsverlag Aachen kürzt Löhne für Zusteller
Um den Zeitungsverlag Aachen, in dem die Aachener Zeitung und die Aachener Nachrichten erscheinen, attraktiv für den Verkauf zu machen, will die Geschäftsführung Kosten senken, etwa durch das Zusammenlegen von Redaktionen oder Lohnkürzungen bei den Zustellern. Den Zustellbetrieben drohte man mit Entzug der Aufträge.
Im Kreis Aachen arbeiten rund 300 Beschäftigte bei den Zustellbetrieben. Dort stimmte daraufhin der Betriebsrat, der von einer "freien Liste" gestellt wird, Lohnkürzungen von unterm Strich 25 Prozent zu: Neben 6,5 Prozent weniger Lohn gibt es künftig weder eine Jahresleistung noch Urlaubsgeld, vom Urlaub wurden sechs Tage gestrichen. Neueingestellte Mitarbeiter/innen müssen noch mehr Einbußen hinnehmen.
Im Bereich Aachen Stadt - mit 130 Beschäftigten - stimmte der ebenfalls "freie" Betriebsrat einer ähnlichen Vereinbarung zu. In Einzelfällen bedeutet das, dass die Beschäftigten die Hälfte des ursprünglichen Lohns bekommen - und nur noch fünf Euro pro Stunde. Und noch ein Pferdefuß: Sinkt der Monatslohn unter 400 Euro, fällt das Krankengeld weg. In Heinsberg lehnte der "freie" Betriebsrat die Lohnkürzungen für die 160 Zusteller ab und verhandelt über einen Sozialplan.
Druck in Düren
Widerstand gibt es in Düren, wo 250 Zusteller/innen arbeiten. Der "freie" Betriebsratsvorsitzende wurde dort abgewählt, an seine Stelle trat ein ver.di-Mitglied. Der Verlag hat den Vertrag für die Zeitungszustellung zwar gekündigt, aber noch keinen Ersatzbetrieb gefunden. Der neue Betriebsrat lehnt die geforderten Lohnkürzungen ab, will jedoch darüber verhandeln.
Im Februar hatten einige Dürener Zusteller eine Versammlung zur Absetzung des ver.di-Betriebsrats einberufen. Zur Absetzung kam es nicht, doch es ging hoch her. "Der Betriebsratsvorsitzende und ich wurden verbal und körperlich bedroht", sagt ver.di-Sekretär Franz Blatt. Andererseits kann er sich seitdem über neue Mitglieder freuen. Als nächstes werden die Leser/innen informiert. JÜRGEN SCHÖN