Noch einmal im Metro -Markt shoppen. Dann wirkt "Shape 2012"

Von Gudrun Giese

Stellen streichen, Standorte schließen, Arbeitsplätze ins Ausland verlagern - das sind in der Praxis Kernelemente des "Shape 2012"-Programms, das der Handelskonzern Metro Anfang 2009 präsentiert hat. Kaum ein Wort davon findet sich im Geschäftsbericht für 2009. Dort wird vielmehr im Kapitel zu Shape 2012 eine "erhöhte Produktivität" und die "Erschließung neuer Kundengruppen" beschworen. 1,5 Milliarden Euro errechnete der Konzern als "Ergebnisverbesserungspotential".

Radikaler Strich

Wie dieses Potential gehoben wird, erfuhren Beschäftigte der Tochtergesellschaft Metro Cash-and-Carry am eigenen Leib: Der Markt in Berlin-Marzahn wurde zum 30. Oktober geschlossen, ein weiterer in Berlin-Pankow wird zum Jahresende dicht gemacht, die Rostocker Filiale wurde verkauft. Der Metro-Markt in Halle-Peißen (Sachsen-Anhalt) soll zwar vorerst nicht geschlossen werden, doch was aus den 145 Arbeitsplätzen werde, sei unklar, erklärte der Betriebsrat in einem Interview.

Insgesamt fallen zirka 500 Stellen weg. Doch das ist nur ein Teil des radikalen Schrumpfkurses bei der C+C-Tochter. Häuser werden verkleinert, die Beschäftigtenzahl wird weiter gesenkt, und nun hat der Arbeitgeber auch noch angekündigt, die Vereinbarung zu übertariflichen Urlaubs- und Weihnachtsgeldzahlungen für 2011 zu kündigen.

Die Beschäftigten reagieren zunehmend sauer. "Der Gesamtbetriebsrat und ver.di werden alles daran setzen, dieses Vorgehen der Unternehmensleitung zu verhindern", schrieb der Gesamtbetriebsrat von Metro C+C zur angekündigten Streichung der Sonderleistungen. Die Betriebsräte der von den Schließungen betroffenen Häuser setzten sich bis zuletzt mit eigenen Konzepten und Berechnungen für den Erhalt der Filialen ein.

"Metro zahlt noch fünf bis sieben Jahre lang Mieten für die Häuser in Halle, Marzahn und Pankow, das sind jeweils bis zu 2,4 Millionen Euro jährlich plus Betriebskosten", sagt Michael Koschmieder, Betriebsratsvorsitzender bei Metro C+C in Berlin-Pankow. Bis zum Ende der Vertragsfrist hätten die Häuser wirtschaftlich betrieben werden können, in Berlin hätte eines der beiden auch auf längere Sicht eine Zukunft gehabt. "Noch im Januar hat die Unternehmensleitung angekündigt, dass es in diesem Jahr keine betriebsbedingten Kündigungen bei C+C geben wird", betont der Betriebsratsvorsitzende. "Wir erleben gerade etwas anderes."

Komplette Abwicklung

Ebenso unerwartet kam für die Beschäftigten der Metro-Gruppe die Ankündigung, künftig das Berichts- und Rechnungswesen in Shared Service Centern in Indien und Polen zusammenzufassen (ver.di PUBLIK 10/2010). Unter der Bezeichnung CORA war ursprünglich an die komplette Abwicklung der Buchhaltungsstandorte in Deutschland gedacht, um bis zu 40 Millionen Euro jährlich zu sparen. Nach Protesten, Mahnwachen und politischer Unterstützung präsentierte der Metro-Vorstand inzwischen einen neuen Vorschlag mit nunmehr drei Shared Service Centern, von denen eines im rheinland-pfälzischen Alzey neu aufgebaut werden soll. "Über dieses Arbeitgeberangebot wird in den Betriebsräten beraten. Außerdem sollen Sachverständige es prüfen", sagt Rainer Kuschewski von der ver.di-Bundesfachgruppe Einzelhandel. Immerhin gingen bei dieser Variante immer noch rund 270 qualifizierte Arbeitsplätze in Deutschland verloren.

Die Beschäftigten zeigen ihre Empörung über die angestrebte Verlagerung im Internetforum www.cora-nein-danke.de. Ihnen ist bewusst, dass CORA nur ein Baustein der Umstrukturierung ist.

"Die Kolleginnen und Kollegen (...) wissen nicht, wohin Sie den Metro-Konzern letztlich führen werden. Wir alle fragen uns, was bleibt nach Umsetzung aller Projekte des Restrukturierungsprogramms ,Shape 2012' vom Metro-Konzern übrig?", schrieben fünf Metro-Betriebsräte in einem offenen Brief Ende August an den Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens.

Tatsächlich sind weitere Schließungen, Verkäufe oder Verkleinerungen zu befürchten - sei es bei Metro C+C, Kaufhof oder der SB-Warenhaustochter real. Dabei ist das Unternehmen kerngesund und verbucht Jahr für Jahr kräftige Gewinne. So stellt denn auch Ulrich Dalibor, Leiter der ver.di-Bundesfachgruppe Einzelhandel, klar, worum es geht: "Wir werden um die Arbeitsplätze bei Metro kämpfen."