Ludwigshafen: Hier werden Zeitungen gedruckt

Von Silke Leuckfeld

Wie wichtig Qualitätsjournalismus ist, betonen die Verleger von Zeitungen und Zeitschriften gern in ihren Reden. Doch Qualität kostet - und wenn Verleger selbst zahlen müssen, sind sie nicht dazu bereit. In den aktuellen Tarifrunden wollen sie massive Kürzungen durchsetzen.

"Alles, was wir haben, sind Inhalte, und Inhalte heißt Menschen, heißt Journalismus", sagte Frank Schirrmacher, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) auf dem Kongress des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) im September in Essen. Wer daran spare, fördere die Gleichförmigkeit der im Internet verfügbaren Informationen. Doch am Verhandlungstisch mit den Gewerkschaften verweigern sich die Verleger dieser Einsicht. "Wir haben schon seit der Tarifrunde 2006 gefordert, die Onlinejournalisten in den Tarifvertrag aufzunehmen, was die Verleger ablehnten", sagt Matthias von Fintel, ver.di-Tarifsekretär für den Bereich der Medien.

Ein Viertel weniger

In den aktuellen Tarifrunden für Redakteure an Zeitungen und Zeitschriften fordert die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di das erneut. Gekündigt sind die Gehalts- und die Manteltarifverträge. Auch die dritte Verhandlungsrunde mit dem Verlegerverband im Dezember verlief ergebnislos, ein neuer Termin wurde bis Redaktionsschluss nicht vereinbart. Die dju und der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hatten vier Prozent mehr Gehalt für die noch knapp 14000 tarifgebundenen Redakteur/innen an Zeitungen gefordert. Die Zeitungsverleger boten eine geringe Steigerung bei drei Jahren Vertragslaufzeit an. Doch auch dazu wären sie nur bereit, wenn das Urlaubsgeld gestrichen wird. Das hieße: rund fünf Prozent Einbuße.

Zudem soll für alle neu abgeschlossenen Arbeitsverträge ein neues, mehr als 25 Prozent niedrigeres Tarifniveau gelten. Davon wären nicht nur Nachwuchsjournalist/innen betroffen, sondern auch alle Redakteur/innen, die den Verlag wechseln.

Auch der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) will die Tarife drücken. Seit der vierten Verhandlungsrunde im April 2010 wurde kein neuer Termin mehr vereinbart, die Verleger waren nicht dazu bereit. Sie wollen die Arbeitgeberbeiträge zur Presseversorgung, der Altersvorsorge für die Redakteure, das Urlaubs- und das Weihnachtsgeld kürzen.

Und was streichen sie noch?

Und dann soll auch noch die Arbeitszeit um vier Stunden verlängert werden, wodurch jede zehnte Redakteursstelle eingespart werden kann. Soweit die Pläne. "Die Zeitschriftenverleger haben seit 2003 rund ein Achtel der Redakteursstellen gestrichen. Der Druck auf die einzelnen Beschäftigten hat seitdem immer mehr zugenommen", sagt Matthias von Fintel. "Wenn noch mehr Stellen wegfallen, ist Qualitätsjournalismus kaum noch möglich." Seit 2003 sind auch in den Zeitungsredaktionen rund 1000 Arbeitsplätze weggefallen.

Zufall ist das nicht

Zusätzlich beginnen in diesem Jahr die Tarifrunden der Druckindustrie. Der Mantel- und der Gehaltstarifvertrag sind zum 31. März gekündigt worden. Der neue Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Druck und Medien (BVDM), Paul Albert Deimel, warf den Beschäftigten bei der Jahresauftaktpressekonferenz vor, sie hätten "die niedrigsten Arbeitszeiten - gleichzeitig aber die höchsten Löhne". An den Druckmaschinen müsste auch nicht die in den tariflichen Besetzungsregelungen vorgeschriebene Anzahl an Fachkräften arbeiten. Was im Klartext heißt: weiterer Personalabbau und schlechtere Arbeitsbedingungen für alle Drucker.

Es ist kein Zufall, dass die Arbeitgeberverbände zeitgleich fordern, dass die Tarife gesenkt werden. Den großen Verlagshäusern gehören meist Zeitungen und Zeitschriften - und auch die Maschinen, auf denen gedruckt wird. ver.di meint, dass Redakteure und Drucker nur gemeinsam ein gutes Ergebnis erreichen können, das die Bedingungen für Qualitätsjournalismus wahrt und weiteren Personalabbau verhindert.