Ich war früher Dreher, wir haben Straßenbahnen gebaut. Dann kam aber der Akkord an NC-Maschinen, darauf hatte ich keinen Bock, ich wollte lieber Busfahrer werden. Schon mein Vater war seit 1970 Straßenbahnfahrer. Mit 21 war ich aber noch zu jung - man musste 23 sein -, also habe ich mich ebenfalls für die Straßenbahn entschieden. Das hat mich sehr inspiriert. Zuerst habe ich im Kartenvorverkauf gearbeitet, dann als Kontrolleur. Das gehörte dazu, um die Fahrkartenpalette kennenzulernen, bis ein Platz in der Fahrschule frei wurde.

Heute fahre ich alles, U-Bahn, Straßenbahn und Bus. Aber am liebsten die U 76 von Düsseldorf nach Krefeld, weil die Strecke ab dem Hauptbahnhof überirdisch verläuft und die Landschaft so schön ist. Die Strecke fahre ich schon seit 30 Jahren. Da grüßen mich die Fahrgäste, sagen guten Morgen, und wenn ich einen kenne, sag ich "Tach, Rentner" und die freuen sich, wenn ich das sage. Sie fragen dann zurück: "Wie lange haste noch?", und meinen beides: die Schicht und die Rente. Angeflirtet werde ich auch manchmal, aber ich kann der Versuchung widerstehen.

Zum Tanz

Eine meiner Schichten geht von 4 Uhr 30 bis 13 Uhr 22. Da stehe ich kurz vor drei Uhr morgens auf. Wenn ich Glück habe, gibt es einen Personalwagen, der Beschäftigte und Fahrgäste an der Rheinbahnsiedlung abholt. Nach zehn Minuten Fahrt sind wir am Betriebshof. Ich bin immer zeitig da, um zu frühstücken, Brötchen und Kaffee, das ist das Wichtigste. Anschließend melde ich mich im Ausfahrraum an, wo ich meine Wagenzettel ziehe. Auf denen steht, wohin ich heute fahre und von wann bis wann. Den Dienstplan, der mir sagt, was ich fahre, habe ich dann schon zwei Wochen vorher gezogen. Mit dem Wagenbuch gehe ich dann zu meiner Wagenhalle. Dort habe ich zehn Minuten, um den Wagen von vorne bis hinten zu kontrollieren. Eine Fahrt, etwa mit der U 76, dauert 45 Minuten, dann mache ich zehn bis 15 Minuten Pause, danach geht's den Weg zurück. Die Tour fahre ich an dem Tag drei- bis viermal. Dann ist Feierabend. Wenn ich nach Hause komme, würde ich mich gern erstmal auf die Couch legen und ein Nickerchen machen. Aber das jüngste meiner drei Kinder möchte dann mit mir spielen. Als Vertrauensmann für die Fahrer höre ich natürlich, wo der Schuh drückt: zu lange Dienstzeiten von mehr als neun Stunden, die Pausen und die Toiletten an den Endstellen. Es gibt, wenn überhaupt, nur chemische, und die sind widerlich. Da wollen nicht mal die Männer drauf. Bewegung habe ich, wenn ich beim griechischen Kulturfestival pontischer Tänze mitmache. Das bringt einen Griechen immer wieder auf die Beine.

Protokoll: Jenny Mansch