Flughafen-Dienstleister will Leichtlohngruppe

Am 27. Juni haben sich 65 von rund 90 Beschäftigten der Lufthansa Global Telesales (LH GTS) an einem dreistündigen Warnstreik in Berlin-Adlershof beteiligt. Hintergrund waren die festgefahrenen Lohntarifverhandlungen zwischen ver.di und dem Unternehmen.

Die Tarifverhandlungen verlaufen generell zäh bei den Firmen, die an den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld Aufgaben als Dienstleister übernehmen - von der Passagier- bis zur Gepäckabfertigung. Bei Lufthansa Global Telesales werden vor allem für Lufthansa- und SWISS-Passagiere Kundenanfragen beantwortet, telefonisch und per E-Mail. Der Arbeitgeber will nun eine neue Vergütungsgruppe einführen, die Gruppe 1a, in der der Stundenlohn unter 8,50 Euro liegen soll.

Peinlich für die Lufthansa

"Die Beschäftigten haben das in einer Umfrage als peinlich für eine Lufthansa-Tochter angesehen. Und die Tarifkommission lehnt es ab", so kommentiert das Michael Walter, der zuständige Sekretär bei ver.di Berlin-Brandenburg.

Nach einem Aktionstag am 7. Juni hat das Unternehmen ein neues Angebot vorgelegt: Zwei Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von 18 Monaten - allerdings nur unter der Bedingung, dass gleichzeitig die neue Leichtlohngruppe eingeführt wird.

Die ver.di-Tarifkommission fordert im Gegenzug 4,5 Prozent mehr Lohn, rückwirkend ab 1. April 2011, bei einer Vertragslaufzeit von 15 Monaten. Wenn der Arbeitgeber darauf einginge, würde auch der Lohn in der Vergütungsgruppe 1a über 8,50 Euro liegen.

Die GGB zerstückeln...

Auch bei der Dienstleistungsfirma Globe Ground Berlin (GGB), die zum Frankfurter Konzern Wisag gehört, haben die Beschäftigten und ver.di im vergangenen Jahr für einen neuen Tarifvertrag gekämpft und ihn durchgesetzt. Nun droht dort die komplette Zerschlagung des Betriebes. Die Geschäftsleitung will die Firma Globe Ground Berlin in drei Teile aufspalten: Passage, Rampe und Verwaltung. Gleichzeitig soll die Werkstatt in eine neue Firma ausgegliedert werden.

... und den Betriebsrat auch?

Das würde bedeuten, dass statt eines Betriebsrats künftig vier Arbeitnehmervertretungen für die Beschäftigten zuständig wären. Und auch gemeinsame Tarifverträge wären für die Zukunft umstritten.

Dabei war erst im vergangenen Jahr damit begonnen worden, Beschäftigte aus der Tochterfirma Ground Service International (GSI) in die Globe Ground Berlin und damit auch in deren Tarifverträge zu integrieren. In der Ground Service International hatten die Beschäftigten zuvor so wenig verdient, dass ihnen ergänzend Hartz-IV-Mittel zustanden. ver.di konnte jedoch durchsetzen, dass die Löhne auf 9,20 Euro beziehungsweise 9,40 Euro für Berufseinsteiger/innen kletterten, und hat sich mit der Geschäftsleitung auch darauf geeinigt, dass alle Beschäftigten der Ground Service International bis Ende 2011 in die Globe Ground Berlin wechseln sollen.

Außerdem haben die Gewerkschaft und das Unternehmen eine Lohnsteigerung vereinbart, die zwischen einem und 2,5 Prozent liegt. Zusätzlich erhalten alle GGB-Beschäftigten seit dem 1. Januar 2011 einen tabellenwirksamen Inflationsausgleich von 1,1 Prozent. Der Tarifvertrag läuft bis Ende 2011.

"Bis dahin werden wir nun um einen Sozialtarifvertrag, die Begrenzung der Leiharbeit und einen unternehmenseinheitlichen Betriebsrat kämpfen müssen", sagt Michael Walter. ver.di hat dem Unternehmen vorgeschlagen, Globe Ground Berlin weiter mit einem einheitlichen Betriebsrat für die Kolleginnen und Kollegen in Passage, Verwaltung und Werkstatt zu führen.

Silke Leuckfeld