Einer Bio-Legehenne steht mehr Platz zu, als die Beschäftigten im Callcenter von S-Direkt in Halle/Saale haben. Genau 2,9 Quadratmeter groß ist hier der Arbeitsplatz, die Henne hat Anspruch auf vier. Von diesen Plätzen aus vereinbaren die rund 800 Beschäftigten Termine für rund 200 Sparkassen bundesweit, betreuen die Kreditkarten-Hotline, machen Marktforschung oder verkaufen Produkte der Sparkassen-Finanzgruppe. Als Einstiegsgehalt bekommen sie 1280 Euro brutto, haben 25 Tage Urlaub im Jahr und arbeiten 40 Stunden pro Woche. Freie Wochenenden sind selten, denn telefoniert wird hier an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr. Wie sie eingesetzt werden, erfahren die Beschäftigen meist erst zehn Tage vorher. Kein Wunder, dass sich Widerstand regt. Ende Mai haben rund 85 Prozent der Beschäftigten an einem Warnstreik teilgenommen. Beim Mitteldeutschen Sparkassentag von ver.di zeigten sich die Betriebs- und Personalräte anderer Sparkassen solidarisch und forderten den Arbeitgeber in einer Resolution auf, einen Tarifvertrag abzuschließen.

Und der Druck scheint zu wirken. Bei Verhandlungen Mitte Juni kündigte der Arbeitgeber an, die Löhne zu erhöhen. Gleichzeitig soll der Urlaubsanspruch an den des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst angepasst werden. Befristungen sollen eingeschränkt, die Schichtplanungen vier Wochen vorher bekanntgegeben werden. Für ver.di-Verhandlungsführer Stefan Wittmann ist das ein erster Schritt, der Arbeitgeber sei jedoch immer noch weit von den ver.di-Forderungen entfernt. Am 10. Juli wird weiter verhandelt.

hla