Fünf aus dem Kern-Team der Initiative von ver.di Bremen: Nadine Glade, Gesche Funk, Tatjana Basow, Miriam Craß (von links)

Mehr als 1000 Unterschriften liegen Ende Mai auf dem Tisch, das ist gut, aber es reicht noch lange nicht. Viele Listen sind ausgelegt. Engagierte Bremerinnen haben exakt zum 8. März 2013 die Initiative ergriffen: Mit der Kampagne "EntGELDgerechtigkeit" wollen sie erreichen, dass Frauen für gleiche und gleichwertige Arbeit in ihrer Stadt genauso viel verdienen wie Männer. Weibliche Arbeitskräfte werden in Deutschland durchschnittlich um 22 Prozent schlechter entlohnt als männliche, der Unterschied liegt europaweit bei 18 Prozent. Hinzu kommt: Frauen arbeiten öfter in Teilzeit- und Minijobs, in schlechter bezahlten Branchen oder werden falsch eingruppiert. Sie erreichen durchschnittlich um 59 Prozent niedrigere Renten als Männer und sind stärker von Altersarmut bedroht.

"Eine blanke und offensichtliche Ungerechtigkeit", sagt Gesche Funk, 25, angehende ver.di-Sekretärin. "Mich ärgert es, dass man fürs Autobauen doppelt so viel Geld bekommt wie für Kinderbetreuung oder Pflege. Wie kann es sein, dass unsere Gesellschaft Autos mehr schätzt als Kinder und Kranke?" Dagegen wehrt sie sich. Die Idee zur Initiative "EntGELDgerechtigkeit" hatte sie als Praktikantin im ver.di/DGB-Frauenprojekt "Armut ist weiblich". Mit Unterstützung von ver.di Bremen und IG Metall, vom Bremer Jugendring und "Arbeit und Leben Bremerhaven" haben Gesche Funk und ihre Mitstreiterinnen in einer Seminarreihe einen Bürgerantrag erarbeitet. Der fordert die Bremische Bürgerschaft auf, das Verbot der Diskriminierung beim Arbeitsentgelt für gleiche und gleichwertige Arbeit in das Bremische Tariftreue- und Vergabegesetz aufzunehmen.

13.200 Bremer Unterschriften

In der Hansestadt können politische Initiativen durch einen Bürgerantrag in die Bremische Bürgerschaft eingebracht werden, die sich dann damit befassen muss. Um einen Bürgerantrag einreichen zu können, müssen zurzeit zwei Prozent der im Land Bremen gemeldeten Bürger/innen, also 13.200, unterschreiben. Das Frauenteam hofft, dass bald eine Gesetzesänderung zum Bürgerantrag durchkommt, die nur noch 5000 Unterschriften verlangt und auch die Online-Sammlung erlaubt. "Bislang ist das Sammeln reine Handarbeit", sagt die 32-jährige Miriam Craß, Krankenschwester von Beruf, Politikstudentin und ebenfalls an der Initiative beteiligt.

Doch sie sammeln nicht nur Unterschriften. "Wir waren schon im Gleichstellungsausschuss, bei den Grünen und bei der SPD, um unser Projekt vorzustellen, zu den Linken gehen wir noch", sagt Gesche Funk. Im August - mit Schwung in den Wahlkampf - ist eine Podiumsdiskussion zum Thema gleiche Bezahlung geplant. "Wir wünschen uns natürlich bundesweit Nachahmerinnen. Aber noch mehr wünsche ich mir eine Bundespolitik, die Entgeltgerechtigkeit durchsetzt", so Funk.

"Dass im Jahre 2013 in Deutschland Frauen schlechter bezahlt werden als Männer, darf kein Mensch hinnehmen", sagt Miriam Craß. Die Politologin Nadine Glade regt es auf, "dass in der Öffentlichkeit so getan wird, als ob Frauen einfach nur eine schlechte Berufswahl getroffen hätten. Die Ursachen für die Entgeltdiskriminierung sind aber strukturell bedingt und Ausdruck patriarchaler Machverhältnisse!"

www.bremen.verdi.de/intiative-entgeldgerechtigkeit

Kontakt: initiative-entgeldgerechtigkeit@gmx.de