Ein wortgewaltiger Kritiker war er

NACHRUF | "Die Stimme eines streitbaren Humanisten und Pazifisten, eines wortgewaltigen Kritikers und Autors ist für immer verstummt«, sagt Imre Török, Vorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) in ver.di, zum Tod von Walter Jens. Der Altphilologe, Literaturhistoriker, Schriftsteller und Kritiker Jens war jahrzehntelang Gewerkschafts-Mitglied und bis zu seiner Demenzerkrankung im Jahr 2004 der ehrenamtliche Vorsitzende des VS in Baden-Württemberg. Auf dem Gründungskongress der IG Medien, einer der ver.di-Vorgängerorganisationen, 1989 in Hamburg, nannte er die Gewerkschaft eine "genuine Verfechterin jener lebendigen Arbeit, deren schrittweise Verwirklichung zum Nutzen von Demokratie und Menschlichkeit ... ist". Walter Jens hat sich immer wieder für Kunst, Kultur und demokratische Projekte engagiert. So auch für das Theater Lindenhof, das erste Regionaltheater Deutschlands. Mit dem jüngsten Stück zum "Mössinger Generalstreik gegen Hitler" erinnerte das Theater zuletzt bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen an demokratische Traditionen und Zivilcourage. Ganz im Sinne von Walter Jens. Die Universität Tübingen hatte seinerzeit für ihn den ersten Lehrstuhl für Rethorik geschaffen. Jetzt ist er mit 90 Jahren in Tübingen gestorben.