Gute Arbeit fordern auch die Beschäftigten in den Gemeinden für sich. Ihr Alltag ist jedoch oft weit davon entfernt. Das Amt für Jugend und Soziales der Stadt Frankfurt/Oder ist ein Beispiel von vielen. Schon 2011 hatte eine Arbeitsschutzuntersuchung gezeigt, dass die Beschäftigten zu viele "Fälle" bewältigen, also zu viele Menschen betreuen müssen. "Die Kollegen sind ziemlich belastet und überfordert", sagt Detlef Kemna, Vorsitzender des Gesamtpersonalrats. Jetzt endlich könne sich die Situation mit Hilfe des ver.di-Projekts für gute Arbeit verbessern.

ver.di hat sich vorgenommen, die Situation überall in den Gemeinden zu verbessern und zugleich mehr Mitglieder zu gewinnen. Wie die Beschäftigten ihren Arbeitsalltag bewerten, ermittelt regelmäßig der DGB-Index Gute Arbeit. Werte über 80 Punkte sprechen für gute Arbeit, alles unter 50 Punkten ist schlecht. 2011 entstand aus der Befragung die Sonderauswertung für den öffentlichen Dienst. Seitdem ist klar: So kann es nicht weitergehen.

Die Auswertung deckt sich mit den Erfahrungen in Frankfurt/Oder. Der öffentliche Dienst ist kein Musterarbeitgeber für die 4,6 Millionen Frauen und Männer bei Bund, Ländern und Kommunen. Häufig stehen sie unter hohem Zeitdruck, sind gesundheitlich belastet und werden krank. Jede/r zweite geht davon aus, seinen Job nicht bis zum Ruhestand zu schaffen. Am schlechtesten bewerten die Beschäftigten ihre Einkommen und die Aufstiegsmöglichkeiten, für beides geben sie nur 46 Punkte. Es folgt die Arbeitsintensität mit 57 Punkten. Die besten Noten geben sie mit 86 Punkten dem Sinngehalt ihrer Arbeit und der Kollegialität mit 75 Punkten. Der Gesamtwert liegt bei 62 Punkten, was einer Arbeitsqualität im unteren Mittelfeld entspricht. Nur 18 Prozent der Befragten beurteilen ihre Arbeit als gut. 27,4 Prozent finden sie schlecht.

Für das nun anstehende Projekt in den Gemeinden hat ver.di klare Ziele: Die Gewerkschaft will Betriebs- und Personalräte und ehrenamtliche Akteure in Betrieben und Dienststellen in die Lage versetzen, Maßnahmen und Aktivitäten zu entwickeln, die zu guter Arbeit und Gesundheitsschutz führen. Zugleich will ver.di die Zahl der Mitglieder erhöhen. "Wir erhoffen uns von dem Projekt, dass die Kampfkraft wächst und die Kollegen ihren Anspruch auf gute Arbeit besser durchsetzen können", sagt Detlef Kemna. Am Ende könnte ein Gesundheitstarifvertrag oder eine Dienstvereinbarung herauskommen. Bis zum Jahresende wählt ver.di die Pilotbetriebe für das Projekt aus. In den Folgejahren werden die Ideen dann umgesetzt. Pilotbetriebe wird es in allen ver.di-Landesfachbereichen und in den Bundesfachgruppen geben. Beschäftigte, die sich mit ihrem Betrieb oder ihrer Dienststelle beteiligen möchten, können sich auch direkt an die ver.di-Bundeszentrale, Fachbereich Gemeinden, wenden. Marion Lühring

www.gemeinden.verdi.de

www.verdi-gute-arbeit.de

www.dgb-index-gute-arbeit.de