Ausgabe 07/2013
Angst und Hetze
Die Arbeitsbedingungen bei Metro Cash & Carry sind aus Sicht der meisten Beschäftigten einfach schlecht. Darüber ist nichts Gutes zu sagen, so das Ergebnis einer Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit in Niedersachsen, Hamburg und Bremen. Gute Arbeitsbedingungen gibt es unter keinem einzigen Qualitätskriterium. 68 Prozent der Beschäftigten finden ihre Arbeitsbedingungen schlecht, weitere 23 Prozent sehen sie im unteren Mittelfeld. Damit sind volle 92 Prozent der Arbeitsplätze nicht gut. Nur magere sieben Prozent der Befragten bewerteten ihre Arbeit als "oberes Mittelfeld", nur zwei Prozent als gut.
Vergleicht man das Ergebnis mit anderen Großhandelsunternehmen der Regionen, zeigt sich: Auch dort sind die Arbeitsbedingungen nicht gerade vorbildlich: 49 Prozent finden ihre Arbeitsbedingungen schlecht, 27 Prozent sagen "unteres Mittelfeld". Doch immerhin knapp ein Viertel hat Arbeitsbedingungen im oberen Mittelfeld - 18 Prozent. Und sechs Prozent bewerten ihre Arbeit dort als gut.
Das schlechte Abschneiden von Metro Cash & Carry passt nicht zu dem Bild, das sich das Unternehmen in der Öffentlichkeit gibt. "Metro präsentiert sich als Wegbereiter bei der Entwicklung moderner Handels- und Vertriebsstrukturen, doch die Arbeitsverhältnisse spiegeln keinerlei soziale Verantwortung wider", sagt Heike Lattekamp, die bei ver.di Hamburg für den Handel zuständig ist.
31 Fragen waren den Beschäftigten gestellt worden. Die Antworten wurden zu 15 Dimensionen zusammengefasst wie etwa Aufstiegsmöglichkeiten, Arbeitsintensität oder Einkommen. Nahezu überall hat Metro schlechter abgeschnitten als der übrige Großhandel. Mit nur einer Ausnahme: Bei den Aufstiegsmöglichkeiten gab es einen Punkt mehr - allerdings auch nur 39 Punkte, auch hier also schlechte Arbeit. Als mittelmäßig haben die Beschäftigten die Kollegialität, den Sinngehalt und die Arbeitsgestaltung eingestuft. Vom Urteil "gut" sind alle Bewertungen weit entfernt.
Krank zur Arbeit
37 Prozent der Metro-Beschäftigten fürchten in hohem oder sehr hohem Maße um ihren Arbeitsplatz, 51 Prozent tun das nur in geringem Umfang. Je größer diese Angst ist, desto mehr wird bei der Arbeit gehetzt. Wenig überraschend ist deshalb, dass sich 24 Prozent in sehr hohem Maße gehetzt fühlen und 41 Prozent in hohem Maße.
72 Prozent der Beschäftigten sind in einem Jahr mindestens zweimal zur Arbeit gegangen, obwohl sie sich richtig krank gefühlt haben - auch ein Zeichen für die Angst um den Arbeitsplatz. Hinzu kommen weitere Bedingungen, die das Arbeiten erschweren, wie körperliche Schwerstarbeit für 56 Prozent der Metro-Beschäftigten und ein Einkommen, das nicht leistungsgerecht ist, was 88 Prozent beklagen. Zudem ist sich die Mehrheit sicher, am Ende eines harten Arbeitslebens nur eine Rente zu bekommen, die nicht oder nur gerade so ausreichen wird.
Die Arbeitgeber müssten sich ihrer sozialen Verantwortung stellen und dringend handeln, fordert Heike Lattekamp. Bessere Arbeitsbedingungen würden sich auch positiv auf den wirtschaftlichen Erfolg auswirken.
Marion Lühring