Zwölf Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind stark oder weniger stark behindert, etwa gleich viele Frauen wie Männer. Das sind insgesamt zehn Millionen Menschen, davon sind sieben Millionen Schwerbehinderte. Zum Vergleich: Berlin hat 3,5 Millionen Einwohner. Unter den Schwerbehinderten gelingt es zurzeit nur einer Million, am Erwerbsleben teilzunehmen. Würde in der Arbeitswelt mehr unternommen, um behinderte Menschen zu integrieren und ihre Arbeitsplätze behinderungsgerecht auszustatten, könnte der Anteil weit höher liegen.

Berufstätige Menschen mit Behinderung identifizieren sich stark mit ihrer Arbeit, 38 Prozent sogar in sehr hohem Maße und 51 in hohem Maße, doch sie finden keine guten Arbeitsbedingungen vor. Laut Sonderauswertung der Repräsentativumfrage des DGB-Index Gute Arbeit 2014 liegt die Arbeitsqualität nur im unteren Mittelfeld. Sie erreicht auf der 100-Punkte-Skala einen Wert von 58 Punkten. Damit liegt sie um rund drei Prozentpunkte unter dem bundesweit ermittelten Wert für alle Beschäftigten. Von elf Kriterien erreicht nur der Sinn der Arbeit ein Gut, 81 Punkte. Am schlechtesten schneiden die Arbeitsintensität mit 40 Punkten, das Einkommen mit 45 Punkten und die betrieblichen Sozialleistungen mit 49 Punkten ab.

60 Prozent der Beschäftigten mit Behinderung leiden unter Arbeitshetze, 39 Prozent unter Lärmbelästigung und 39 Prozent vermissen die nötige Wertschätzung durch ihre Vorgesetzten. So ist es wenig verwunderlich, dass nur 37 Prozent der behinderten Berufstätigen davon ausgehen, unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen bis zur Rente durchzuhalten.

Mehr als ein Viertel derjenigen, die älter als 50 Jahre sind, führen ihre Behinderung auf die berufliche Tätigkeit zurück. Doch nur die Hälfte der Beschäftigten, die eine Behinderung haben, arbeiten auch an einem behinderungsgerecht ausgestatteten Arbeitsplatz - und das, obwohl die allermeisten einen Rechtsanspruch darauf hätten. Immerhin, dort, wo die Arbeitsplätze behinderungsgerecht ausgestattet sind, bewerten die betroffenen Beschäftigten ihre Arbeitsbedingungen günstiger.

Auf dem Weg zu guter Arbeit in den Betrieben sind Schwerbehindertenvertretungen wichtige Partner, denn dort, wo solche Gremien aktiv sind, steigt die Chance auf einen behinderungsgerechten Arbeitsplatz um immerhin 16 Prozentpunkte an. 47 Prozent der Beschäftigten mit Behinderung haben sich schon einmal von dieser Interessenvertretung helfen lassen. In erster Linie ging es dabei um Anträge auf die Anerkennung der Schwerbehinderung oder um die Frage, wie man einen behinderungsgerecht gestalteten Arbeitsplatz bekommt. Marion Lühring

ver.di-Broschüre Arbeitsbedingungen von Menschen mit Behinderung: auf www.verdi-gute-arbeit.de und www.arbeitsmarkt-und-sozialpolitik.verdi.de