Es muss sich was ändern. Sagen auch die Toys R Us- Beschäftigten in Köln-Marsdorf

Im Einzelhandel hat die Weihnachtszeit Anfang November längst begonnen; im Spielwarenhandel mit leuchtenden Kinderaugen in den Geschäften. Natürlich auch beim US-amerikanischen Spielzeuggiganten Toys R Us, in seinen 68 Märkten, die er überall in Deutschland betreibt. "Hier werden Wünsche wahr", so wirbt das Unternehmen in seinem aktuellen Weihnachtskatalog. Doch das stimmt so nicht: Den Wünschen der Beschäftigten nach einem Tarifvertrag, nach gerechter Bezahlung und guten Arbeitsbedingungen erteilt das Unternehmen eine Abfuhr.

Tarifverträge nicht angewendet

Toys R Us ist nicht tarifgebunden und die ausgehandelten Tarifverträge im Einzelhandel werden nicht angewendet. "Das hat nachhaltige Auswirkungen für uns", sagt Adam Pejinovic, Betriebsrat im Toys R Us-Markt in Duisburg und stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates. "Das Leben wird teurer, doch die Löhne und Gehälter bei Toys R Us stagnieren. Viele Beschäftigte haben zehn Jahre lang auf Gehaltserhöhungen verzichten müssen." Die ersten nennenswerten Anhebungen habe es erst kurz vor Einführung des gesetzlichen Mindestlohns gegeben. Von regelmäßigen Tariferhöhungen "können wir nur träumen".

Doch Anfang des Jahres war die Geduld der Beschäftigten ausgereizt. Auf einer Betriebsräteversammlung wurde der Arbeitgeber aufgefordert, mit ver.di zu verhandeln und einen Anerkennungstarifvertrag zu unterschreiben. "Wir wollten es nicht bei Worten belassen", sagt Adam Pejinovic. "Wir sind gemeinsam zur Firmenzentrale gefahren und haben mit roten Tischtennisbällen bei der Zentrale ‚angeklopft‘."

Das war das Startsignal in der Auseinandersetzung für einen Anerkennungstarifvertrag bei Toys R Us. Anfang Juni gab es den ersten Warnstreik in zahlreichen Märkten. Dieser Warnstreik und zahlreiche Aktionen vor Ort zeigten Wirkung: Der Arbeitgeber reagierte mit einer Gehaltserhöhung von 20 Cent pro Stunde ab 1. Juli. Trotz dieser einseitigen Erhöhung liegen die Einkommen bei dem Spielzeughändler jedoch noch deutlich unter denen, die den Tarifverträgen des Einzelhandels entsprechen.

Pejinovic sagt, bei einem Großteil der Beschäftigten liege der Stundenlohn in den Märkten jetzt bei neun Euro brutto pro Stunde. Würden bei Toys R Us die Tarifverträge des Einzelhandels gelten, bekämen gelernte Beschäftigte im Verkauf aber zwischen 9,89 und 14,45 Euro brutto. Zudem hätten sie einen verbindlichen Anspruch auf günstigere Regelungen zu Arbeitszeiten, Urlaub und Zuschlägen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld. "Hier spart das Unternehmen auf dem Rücken der Beschäftigten Millionen ein."

Ein unmoralisches Angebot

Klar ist aber: Geld ist genug vorhanden, um die berechtigten Forderungen der Beschäftigten zu bezahlen. Über 65 Millionen Euro Gewinn in den vergangenen sechs Jahren weist das Unternehmen offiziell aus. Trotzdem gehört Jammern, wie es scheint, zur Firmenphilosophie bei Toys R Us. So werden "schwierige Zeiten" gebetsmühlenartig immer dann ins Gespräch gebracht, wenn es um ordentliche Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen geht.

Ausreichend Geld ist hingegen immer vorhanden, um Streikbrechern Prämien zu bezahlen. So versprach das Unternehmen jedem Streikbrecher eine Prämie von 200 Euro am Tag. Mit dem Zweieinhalbfachen des durchschnittlichen Tagesverdienstes, mit Frühstück, Pizza oder Grillfleisch lockte der Arbeitgeber und versuchte so, einen Keil in die Belegschaft zu treiben. "Es hat nicht funktioniert", sagt Adam Pejinovic. Mitte Oktober gab es einen weiteren Warnstreik und eine eindrucksvolle Kundgebung in Köln. "Wir lassen uns nicht erpressen."

Jetzt hat die Geschäftsführung den Betriebsräten Gespräche über eine neue Gehaltsstruktur angeboten - ein durchsichtiger Versuch, die Tarifautonomie zu unterlaufen und ver.di als zuständige Gewerkschaft draußen zu halten. Die Schlussfolgerung des Duisburger Betriebsrats: "Die Geschäftsführung benötigt scheinbar eine Einführung in das Tarifrecht und die Tarifautonomie in unserem Land. Da können wir weiterhelfen."

Wenn das Unternehmen weiterhin die Forderungen der Beschäftigten ignoriert, muss es sich möglicherweise auf Einschränkungen im Weihnachtsgeschäft einstellen. Das ließe sich ganz einfach verhindern, wenn sie unterm Weihnachtsbaum einen Tarifvertrag hätten, so Pejinovic. Und falls nicht? "Wir haben noch jede Menge kreativer Ideen!"