Ausgabe 01/2018
Wenn der Chef mitliest
17 Mitarbeiter/innen hat die Wohnungsbaugesellschaft Friesland in Jever. Einer von ihnen ist der Betriebsrat Manuel Schuirmann. Im Juni 2015 wurde er erstmals gewählt. Ein neuer Geschäftsführer hatte "Dinge, die uns lieb und teuer waren", wie Schuirmann sagt, nach und nach gestrichen oder eingeschränkt. Dazu zählte eine gemeinsame Frühstückspause ebenso wie ein freier Nachmittag am Geburtstag oder die Möglichkeit, für Arztbesuche frei zu nehmen. Zudem gab es Verstöße gegen den Datenschutz. Der Geschäftsführer war gleichzeitig Systemadministrator, bekam alle E-Mails in Kopie und nutzte sie ebenso wie das Telefonsystem zur Verhaltens- und Leistungskontrolle. Fehlte ein Mitarbeiter, konnten alle die Gründe dafür einsehen.
Mit langem Atem
Als Gespräche nicht fruchten wollten, beschlossen die Beschäftigten, einen Betriebsrat zu wählen. Hierfür hatte die Geschäftsführung nur wenig Verständnis. Viele seiner Rechte musste Schuirmann mit Hilfe einer Anwältin durchsetzen. Dabei bewies er einen langen Atem. Zwei Jahre dauerten die Verhandlungen über die neue Datenschutzvereinbarung. Im September letzten Jahres wurde sie unterschrieben, aber erst, nachdem der Betriebsrat mit Hilfe einer Einigungsstelle und der Landesdatenschutzbeauftragten den Druck erhöht hatte. 90 Prozent seines Entwurfs konnte er durchsetzen.
Wie er das durchgehalten hat? Er sei immer höflich geblieben, habe sich Unterstützung von ver.di und dem zuständigen Landrat geholt und externen Sachverstand. Zudem habe er den Rückhalt sehr vieler Kolleg/innen. "Oft habe ich Anfeindungen und Beleidigungen einfach weggelächelt", so Schuirmann. Für seinen Einsatz für "vorbildlichen Datenschutz" ist er im Herbst mit dem Spiros-Simitis-Award ausgezeichnet worden. Und eine neue Arbeitszeitregelung für die Einführung von Gleitzeit wurde auch unterschrieben. Im Frühjahr kandidiert er erneut. "Wenn es keinen Betriebsrat und keine Gewerkschaften gibt, wer setzt sich dann für die Arbeitnehmer ein", fragt er. hla