Kurz nach der Einberufung eines Wahlvorstands für Betriebsratswahlen hat die Nordkurier Mediengruppe versucht, ihre Zustelltochter Nordkurier Logistik Mecklenburgische Schweiz aufzulösen. Jetzt soll sie nur noch verkleinert und zusätzlich eine neue Tochter gegründet werden.

Wenige Tage nach Weihnachten bekamen 60 Brief- und Paketzusteller/innen ihre Kündigung. Das Tochterunternehmen sollte schon zum 31. Januar 2018 aufgelöst werden, hieß es. Für den zuständigen ver.di-Landesfachbereichsleiter Lars-Uwe Rieck lag sofort der Verdacht nahe, dass die überraschende Betriebsschließung mit den bevorstehenden Betriebsratswahlen zusammenhängt. "Der Nordkurier hat miserable Arbeits- und Einkommensbedingungen. Anstatt sich mit Betriebsräten und ver.di sachorientiert auseinanderzusetzen, wählt die Geschäftsführung den vermeintlich einfachen Weg", sagte Rieck zu der angekündigten Betriebsschließung.

Die betroffenen 60 Beschäftigten arbeiten in Vollzeit und auf Mindestlohnniveau in und um Dargun, Gnoin, Teterow, Malchin und Stavenhagen. Alle individuellen arbeitsvertraglichen Bestandteile liegen auf Gesetzesniveau. Eine Minimalausstattung an Arbeitsschutzbekleidung wird ihnen vom Betrieb gestellt, alles darüber hinausgehende muss käuflich erworben werden. Täglich stellen die Beschäftigten bis zu 50.000 Sendungen zu.

Keine zweite Firma

ver.di hat den Arbeitgeber aufgefordert, den Betrieb nicht zu schließen. Und Mitte Januar lenkte die Nordkurier-Mediengruppe ein und kündigte an, die Kündigungen zurückzunehmen. Die Mediengruppe wolle die Tochter nicht mehr schließen, aber verkleinern, heißt es nun. Gleichzeitig will sie in dem Zustellbezirk eine zweite Firma aufbauen.

ver.di geht jetzt davon aus, dass die Beschäftigten zu ihren bisherigen Bedingungen wechseln können. Der vor Ort zuständige ver.di-Sekretär Thomas Ebeling sagte, wichtig sei nun, dass in beiden Firmen ein Betriebsrat gewählt werde.

Heike Langenberg