Andreas König

Wie die Chancen und Vorteile mobiler Arbeit besser genutzt und Belastungen sowie Gesundheitsgefahren verringert werden können, das erforscht das Verbundprojekt prentimo (präventionsorientierte Gestaltung mobiler Arbeit), das Anfang 2016 gestartet ist und vom Bundesbildungsministerium gefördert wird. Für ver.di ist Andreas König dabei.

VER.DI PUBLIK: Welche Aufgaben hat ver.di bei prentimo?

ANDREAS KÖNIG: Unsere Aufgabe ist die überbetriebliche Kompetenzentwicklung. Die Beschäftigten sollen befähigt werden, gute mobile Arbeit im Betrieb mitzugestalten. Wir geben Hinweise, was dabei zu beachten ist. Dazu entwickeln wir Seminarbausteine, Mustervorträge, Handlungsanleitungen für Betriebs- und Personalräte und organisieren eine Tagung mit dem Titel "Gute Arbeit in Zeiten der Digitalisierung gestalten", die vom 6. bis 8. Juli in Bielefeld stattfindet. Dabei geht es um Bildungsarbeit für ver.di-Ehrenamtliche, etwa aus dem Vertrauensleutebereich. Sie sollen mit dem Thema vertraut werden, um später im Arbeits- und Lebensalltag als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wirken zu können.

VER.DI PUBLIK: Arbeiten von unterwegs, an wechselnden Dienstorten oder zu Hause nimmt als Folge der Digitalisierung zu. Welches sind die Voraussetzungen für gutes mobiles Arbeiten?

KÖNIG: Wichtig ist die Einhaltung der Arbeitszeit - sie muss erfasst und kontrolliert werden, damit Beschäftigte nicht endlos arbeiten, sondern eine klare Abgrenzung zum Feierabend finden. Gleichzeitig sind die regelmäßige Anwesenheit im Betrieb und der Informationsaustausch mit Kolleginnen und Kollegen von großer Bedeutung. Vorgesetzte wiederum müssen lernen, ihren Beschäftigten zu vertrauen. Vielen Managern scheint der Bezug zur Arbeitsmenge abhanden zu kommen, wenn die Beschäftigten mobil arbeiten und klaglos die geforderten Ergebnisse liefern. Das ist eine der negativen Folgen indirekter Steuerung, bei der es - wie bei Selbstständigen - nur noch um Ergebnisse und nicht um den gesamten Arbeitsprozess geht.

VER.DI PUBLIK: Wie können sich Beschäftigte vor Selbstausbeutung schützen?

KÖNIG: Bildung ist der Schlüssel. Wir haben einen Seminartyp für mobil Arbeitende entwickelt. In diesen Denkwerkstätten sollen die Beschäftigten erfassen, wie gesundheitsschädlich ausuferndes Arbeiten ist und dass sie ihr Verhalten ändern müssen. Es geht um überschaubare Ziele, etwa darum, das Nein-Sagen zu lernen, wenn ein Vorgesetzter die Anforderungen immer höher schraubt oder das Holen aus dem Frei zu selbstverständlich wird. Entscheidend ist aber, dass die Chefs mitspielen, wenn es um Arbeitszeitregelungen und ein Gesundheitsmanagement für mobil Arbeitende geht. Die Verhältnisse muss der Arbeitgeber ändern, das Verhalten jeder einzelne. Da die Beschäftigten nicht ständig vom Betriebsrat betreut werden können, müssen sie verstärkt ihre Interessen als Arbeitnehmer selbst durchsetzen. Ich verstehe es als gewerkschaftliche Aufgabe, ihre Kompetenzen für die Wahrnehmung ihrer Interessen zu stärken.

VER.DI PUBLIK: Und wie sieht es bei ver.di selbst mit dem mobilen Arbeiten aus?

KÖNIG: Da das sehr stark verbreitet ist, sollten Regeln für das mobile Arbeiten auch in allen ver.di-Fachbereichen ein Thema sein.

Interview: Gudrun Giese

Informationen zum Projekt und zu den jetzt im Frühjahr erscheinenden Handlungsempfehlungen für Betriebs- und Personalräte zur Regelung mobiler Arbeit in Betriebs- und Dienstvereinbarungen sowie Tarifverträgen unter prentimo.de