Abflug Richtung Tarifvertrag Kabinenpersonal will mehr Geld und Anerkennung

Für die Flugbegleiter/innen bei Ryanair an den derzeit zehn Stationen in Deutschland sollen demnächst Tarifverhandlungen beginnen. „Zu den bisherigen schlechten Bedingungen findet Ryanair nicht mehr genügend Beschäftigte“, sagt Mira Neumaier aus der ver.di-Bundesfachgruppe Luftverkehr. Bis vor kurzer Zeit hätten Berufseinsteiger/innen das vorgeschriebene Training zum Beispiel noch aus eigener Tasche bezahlen müssen. Da die wenigsten den dafür fälligen Betrag in Höhe von knapp 3.000 Euro plus 300 Euro für die Uniform parat gehabt hätten, sei den Betroffenen monatelang nur ein Teil ihres Lohnes überwiesen worden. Bis diese Einstiegskosten abgestottert waren. „Das bedeutete oft, nicht mehr als 600 bis 700 Euro zu bekommen“, sagt Neumaier. Doch seit kurzem verlangt Ryanair von den angehenden Flugbegleiter/innen keine Gebühren mehr für die Ausbildung.

Auch der Einsatz von Leiharbeitnehmer/innen, oftmals aus Ländern mit noch niedrigerem Einkommensniveau, wird offenkundig neu überdacht. So suche die irische Fluggesellschaft nun auch vor Ort nach Personal. Nach wie vor sei aber die Einstiegsbezahlung für die Kabinenbeschäftigten hart am Rand des Existenzminimums.

„Die Beschäftigten haben sich organisiert, um endlich respektvolle Behandlung, faire Arbeitsbedingungen und existenzsichernde Löhne wie bei vergleichbaren Airlines einzufordern“, sagt Neumaier. Denn während die Kabinenbeschäftigten bei easyjet mit Tarifvertrag auf etwa 2.400 bis 3.400 Euro brutto monatlich kämen, lägen die entsprechenden Gehälter bei Ryanair deutlich darunter.

ver.di anerkannt

Aber das soll sich nun ändern. Ende Mai wurde die Wahl für eine Tarifkommission begonnen. Die Verhandlungen über einen Entgelttarifvertrag sollen anschließend so schnell wie möglich aufgenommen werden. Zuvor hatte Ryanair Mitte April ver.di als gewerkschaftliche Vertretung ihrer in Deutschland beschäftigten Flugbegleiter/innen anerkannt. Als „begrüßenswerten ersten Schritt in Richtung Tarifverhandlungen“ hatte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle diese Erklärung gewürdigt und gleichzeitig klargestellt, dass „nur ein Tarifvertrag nachhaltige Verbesserungen und gleichwertige Arbeitsbedingungen für alle Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter bei Ryanair Deutschland sicherstellen kann“. Gudrun Giese