Geschlossene Universitäten, ausgefallene Vorlesungen, verschobene Forschungsvorhaben, plötzlich läuft fast alles nur noch online. Auch an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen hat die Corona-Pandemie zu drastischen Maßnahmen geführt. Die Einrichtungen müssen nicht nur Wege finden, wie sie mit der veränderten Welt umgehen, sie müssen auch alte Versäumnisse aus dem Weg räumen, die schon vor Corona da waren.

"Jetzt in der Krise schlagen die Folgen der massenhaften Befristungen von Arbeitsverhältnissen an den Hochschulen voll zu", sagt Sylvia Bühler, die im ver.di-Bundesvorstand für Bildung, Wissenschaft und Forschung zuständig ist. Die permanente Unsicherheit schade nicht nur der Qualität von Forschung und Lehre, sie mache auch eine sichere Lebensplanung unmöglich. Es müsse alles daran gesetzt werden, um befristet Beschäftigte und Lehrbeauftragte abzusichern. Dauerhaft brauche es an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen gute und verlässliche Bedingungen. Nur so seien Höchstleistungen möglich.

Mit dem Sofortprogramm "Studium, Hochschule und Forschung sichern" fordert ver.di, dass jetzt vor allem die Befristungen um sechs Monate verlängert werden müssen – ein Befristungsmoratorium. Der Grund sind tausende Verträge, die im Sommer auslaufen. Wegen Corona konnten aber begonnene Qualifikationsarbeiten und Forschungsprojekte nicht oder nur eingeschränkt fortgesetzt werden. Die Kontinuität von Forschung und Lehre und die Handlungsfähigkeit der Einrichtungen sind jetzt das Ziel. Klar ist, die digitale Lehre muss schnell weiter ausgebaut werden, die Beschäftigten brauchen Sicherheit.

"Die Weiterentwicklung digitaler Lehre ist aus ver.di-Sicht schon lange überfällig", sagt Matthias Neis von ver.di. In dem Sofortprogramm geht es deshalb neben besserer Bezahlung und Planungssicherheit für die Beschäftigten auch um die Umstellung auf digitale Mittel und Lehreinheiten. Viele Lehrveranstaltungen mussten von heute auf morgen wegen Corona online funktionieren. Und solange es keinen Impfschutz gibt, wird auch im kommenden Semester kein normaler Lehrbetrieb in den Sälen der Universitäten durchführbar sein, allenfalls in kleinen Gruppen.

Susann Sachse-Thürer ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin und ver.di-Vertrauensfrau an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und weiß aus eigener Erfahrung, wie der Lehrbetrieb läuft. Im Laufe ihrer Anstellung hat sie 16 befristete Arbeitsverträge an der Universität angesammelt. Inzwischen hat sie ein unbefristetes Anstellungsverhältnis. Die Onlinelehre und ihre Verzahnung mit den Präsenzveranstaltungen in Kleingruppen sei eine große Herausforderung. "Die Vorbereitung kostet wesentlich mehr Zeit, die Kommunikation ist erschwert, und für alle bedeutet der Umgang mit den digitalen Medien mehr Arbeit", sagt sie. Beim Ausbau der digitalen Lehre müsse klar sein: "Onlinelehre zählt nicht weniger als Präsenzveranstaltungen." Und entsprechend müsse auch die Vor- und Nachbereitung vollständig angerechnet werden, wie ver.di fordert.

Marion Lühring

Hier geht es zum Sofortprogramm:

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