Schon in der Vorbereitung von Tarifrunden müssen in der Corona-Pandemie neue Wege gegangen werden. Beispiel private Energieversorgung Baden-Württemberg: Vor Beginn der Tarifrunde sahen sich die Beteiligten mit ersten Einschränkungen durch die nahende zweite Corona-Welle konfrontiert. Auf einen direkten Austausch wollte jedoch niemand verzichten. Die Lösung: eine hybride zweitägige Klausurtagung.

Hybrid bedeutet, dass einige der Beteiligten mit Abstand und unter Einhaltung aller geltenden Regeln für zwei Tage im ver.di-Bildungszentrum in Mosbach zusammenkamen, andere schalteten sich von zu Hause aus über den Computer zu. Gemeinsam und doch räumlich getrennt wurden so Ideen entwickelt, sagt der zuständige ver.di-Sekretär Jakob Becker.

Was jedoch fehlte, war der Austausch am Rande der Klausur, sei es in der Kaffeepause oder beim abendlichen Zusammensein. Das hat auch Tobias Westphal vermisst. Er diskutierte vom heimischen Rechner aus mit. Aber seinen Kaffee hat er zu Hause allein getrunken. Und dabei dann die beruflichen Mails gecheckt. Auch sei es sehr anstrengend, immer auf dem Bildschirm in den großen Seminarraum zu blicken. "Ich kam mir manchmal vor wie der Lehrer", sagt er. Erkennbar gesehen hat er nur diejenigen, die weit vorne gesessen haben. Das war unter anderem seine Kollegin Karima Benimmar.

Ein hybrides Seminar erfordert mehr Disziplin von allen Beteiligten. Zwischentöne im Seminarraum kommen draußen nicht an, kleine Gesten in der zwischenmenschlichen Kommunikation werden schwerer wahrgenommen. Und eine*r musste immer ein Auge darauf haben, wer von den Zugeschalteten sich zu Wort meldet. "Wir haben viel gelacht", sagt Karima Benimmar.

"Wir haben eine steile Lernkurve hinter uns, wir sind in Zeiten wie diesen nicht in Schockstarre verfallen", sagt Becker. Aus dem Zwang heraus sei auch ein digitaler Warnstreik entstanden. Dennoch freuen sich alle wieder auf den direkten Austausch, der vieles leichter macht. hla