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Vom Norden bis in den Süden wird seit Monaten im Handel getreiktFoto: Hormann/dpa/picture alliance

Die diesjährigen Tarifrunden im Handel verlaufen sehr zäh, weil die Unternehmensseite den Beschäftigten Reallohnverluste in erheblichem Ausmaß zumuten will.

Mitte September etwa stand die dritte Verhandlungsrunde für die mehr als 55.000 Beschäftigten des Einzelhandels in Mecklenburg-Vorpommern an. Sie blieb ohne Ergebnis, da die Arbeitgeberseite bei ihrem unzureichenden Angebot von 5,3 Prozent ab Oktober dieses und 3,1 Prozent ab Juli kommenden Jahres verharrte. Die zudem angekündigte Inflationsausgleichsprämie soll mit bereits vorweg gezahlten Pauschalen verrechnet werden. Außerdem möchten die Arbeitgeber eine Notfallklausel für Unternehmen in wirtschaftlicher Notlage vereinbaren. ver.di-Verhandlungsführer Bert Stach aus dem Landesbezirk Nord kritisierte die Arbeitgeber, die offenkundig "die schwierige finanzielle Situation der Beschäftigten einfach ignorieren. Sie lassen die Kolleginnen und Kollegen im Handel buchstäblich im Regen stehen".

Beschäftigte verlieren jeden Tag Geld

Die ver.di-Forderung nach einer Erhöhung der Stundenlöhne um 2,50 Euro sowie der Ausbildungsvergütungen um 250 Euro bei einer Laufzeit von einem Jahr wird vergleichbar in allen regionalen Tarifgebieten und für die beiden Fachgruppen Einzel- und Versandhandel sowie Groß- und Außenhandel erhoben. Und allerorts zeigen sich die Arbeitgeber scheinbar taub und nicht bereit, ihren Beschäftigten entgegenzukommen. Die nächste Verhandlungsrunde für den Einzelhandel in Mecklenburg-Vorpommern steht erst am 1. November an.

Einen Tag später soll es in Hessen weitergehen, wo die Arbeitgeber ebenfalls seit Monaten eine Einigung verhindern. Die Unternehmensvertreter, die sich sonst gerne als nüchterne Rechner präsentierten, zeigten sich ihren Beschäftigten gegenüber von der harten Seite, so ver.di-Verhandlungsführer Marcel Schäuble. Dass die Mitarbeiter*innen durch die Blockade angesichts der hohen Inflation jeden Tag Geld verlören, kümmere sie nicht.

Die Beschäftigten haben nach Ende der Sommerferien überall wieder ihre Streikaktivitäten aufgenommen, Mitte September legten sie im Landesbezirk Berlin-Brandenburg drei Tage die Arbeit nieder. Auch in anderen Regionen werden sich die Unternehmen des Handels in diesem Herbst auf Arbeitsausstände einstellen können. Bei der aktuellen Situation ist nicht einmal mehr auszuschließen, dass sich die Auseinandersetzungen bis ins Weihnachtsgeschäft ziehen.