Mit Kunstbart und Perücke: verkleideter T-Mobile-Beschäftigter mit Larry Cohen auf der Pressekonferenz

Von Heike Langenberg

Die Vorwürfe, die John Logan in seinem Gutachten gegen T-Mobile USA erhebt, sind schwer. Der Direktor des Instituts für Arbeitsforschung an der San Francisco State University schreibt unter anderem: "Manager und Vorgesetzte bei T-Mobile USA haben ihre Mitarbeiter vorsätzlich und systematisch eingeschüchtert, und landesweit sind wiederholt Fälle gewerkschaftsfeindlicher Bedrohung verzeichnet worden." Dabei geht er nicht von Einzelfällen selbstständig handelnder Manager aus. Er sieht dahinter eine "systematische Politik der Gewerkschaftsvermeidung, die von der obersten Führungsebene bei T-Mobile USA koordiniert wird". Das weist der Konzern zurück, Logan beruft sich aber auf Aussagen von Mitarbeitern, Handbücher des Unternehmens und E-Mails.

Er beschreibt in seinem Gutachten, wie kurz nach der Übernahme der amerikanischen Mobilfunkgesellschaft Voicestream Wireless - mittlerweile in T-Mobile USA umbenannt - durch die deutsche T-Mobile gewerkschaftsfeindliche Berater eingestellt worden seien. Das sei durchaus nicht nur auf die USA beschränkt geblieben. Auch in Großbritannien hätten solche Berater der Bourke Group den Auftrag gehabt, die Anstrengungen der 6 500 Beschäftigten von T-Mobile UK zur Anerkennung einer Gewerkschaft niederzuschlagen.

Neugründung mit ver.di

Dabei verpflichtet sich der Mutterkonzern Deutsche Telekom in einer Sozialcharta unter anderem zu einer "offenen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit demokratisch legitimierten Arbeitnehmervertretungen". Das war einer der Gründe, warum sich der damalige Präsident der amerikanischen Gewerkschaft Communication Workers of America (CWA), Morton Bahr, 2001 für den Verkauf von Voicestream Wireless an T-Mobile stark gemacht hatte.

Im November 2009 erklärte der Telekomkonzern, die Angestellten von T-Mobile USA hätten die Vorstöße der CWA mehrfach abgelehnt. Ado Wilhelm, Bereichsleiter für Mobilfunkkommunikation beim ver.di-Bundesvorstand, entgegnet jedoch, die CWA habe aufgrund des gewerkschaftsfeindlichen Verhaltens des amerikanischen Managements nie eine Chance bekommen, sich den Beschäftigten vorzustellen. Hintergrund ist, dass sich in den USA 50 Prozent der Beschäftigten für eine Gewerkschaft aussprechen müssen, damit sie anerkannt und dann im jeweiligen Betrieb aktiv werden kann.

Bei einem Besuch in den USA Mitte November hat Ado Wilhelm die Einschüchterung selbst miterlebt. Als er mit amerikanischen Kolleg/innen vor einem Callcenter Flugblätter verteilte, wurden sie mehrfach von Führungs- und Sicherheitskräften aufgefordert, das Gelände zu verlassen, sonst werde die Polizei gerufen. Gespräche mit Beschäftigten über die Arbeitsbedingungen seien nur in Hinterzimmern möglich gewesen, sagt Wilhelm. Bei einer Pressekonferenz traten Beschäftigte, wenn überhaupt, nur verkleidet auf - aus Angst, erkannt und dann entlassen zu werden. Bei dieser Pressekonferenz erklärte der amtierende CWA-Präsident Larry Cohen, bei T-Mobile USA gebe es weder Kündigungsschutz noch das Recht auf Tarifverhandlungen.

Gemeinsam mit ver.di hat die CWA die Gewerkschaft TU-Union gegründet. Damit wollen sie den Druck auf T-Mobile erhöhen und den Beschäftigten gleichzeitig die Möglichkeit zum Austausch geben.

Ado Wilhelm, Aufsichtsratsmitglied bei T-Mobile Deutschland, erklärt, ver.di versuche, die Wege in Deutschland beim Mutterkonzern zu ebnen. "Für die amerikanischen Kolleginnen und Kollegen ist es sehr wichtig, dass wir unseren Einfluss nutzen." Druck komme auch von Investoren, die große Pensionsfonds vertreten. Aufgeschreckt durch die Berichte über das gewerkschaftsfeindliche Verhalten von T-Mobile USA hätten sie damit gedroht, nicht weiter zu investieren bzw. Investitionen zurückzuziehen. "Damit ist es weltweit bereits zu Imageschäden gekommen", sagt Ado Wilhelm.

www.t-mobileunion.org