Ausgabe 08/2011-09
Das war nur mit Streiks möglich
Die Tarifrunde für Redakteurinnen und Redakteure ist erfolgreich abgeschlossen
Wer so entschlossen ist, setzt sich am Ende durch: Protestaktion am 9. Juni in Frankfurt am Main
Die zehnte Verhandlungsrunde, die noch einmal von 2000 streikenden Zeitungsjournalisten begleitet wurde, brachte die Einigung: Die Angriffe der Verleger sind abgewehrt, es wird keinen Dumping-Tarifvertrag für Berufseinsteiger geben. Dafür ist die Gehalts- und Honorarerhöhung nicht befriedigend.
Was erreicht wurde
"Es ist ein Erfolg der Streikenden gegenüber den Verlegern, doch das Ergebnis ist nicht in allen Teilen positiv", sagt ver.di-Tarifsekretär Matthias von Fintel. "De facto bleiben wir mit den Tariferhöhungen über die Laufzeit bis Mitte 2013 unter dem Inflationsausgleich, und die Beschäftigungssicherungsklausel ist eine Neuerung, die wir uns anders gewünscht haben." Doch ohne die massiven Streiks, vor allem in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, wäre auch dieses Ergebnis nach einem Jahr des Verhandelns nicht erreicht worden. Vereinbart wurde zwischen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) und dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) eine Gehaltserhöhung um 1,5 Prozent ab Mai 2012 sowie zwei Einmalzahlungen von je 200 Euro im Oktober 2011 und Februar 2013.
Die Honorare für Freie werden um je zwei Prozent ab Oktober 2011 und ab August 2012 erhöht. Bis Ende 2013 werden der Mantel- und der Altersvorsorgetarifvertrag verlängert, der Gehaltstarifvertrag gilt bis 31. Juli 2013.
Sind Arbeitsplätze gefährdet, kann über eine Betriebsvereinbarung das Urlaubs- oder Weihnachtsgeld in den Jahren 2012 und 2013 um ein halbes Monatsgehalt gekürzt werden, wenn der Verlag nachweist, dass er in wirtschaftlichen Schwierigkeiten ist. Für die Laufzeit der Betriebsvereinbarung und im Folgejahr sind dann betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. In Urabstimmungen und Mitgliederbefragungen entscheiden die ver.di-Mitglieder nun über das Ergebnis. Die dju-Tarifkommission empfiehlt die Annahme.
Gut für die Jüngeren
Bei den streikenden Redakteur/innen wurde das Ergebnis weitgehend positiv aufgenommen. "Die Kollegen sind zufrieden, dass die Abstriche für die Jüngeren abgewehrt wurden", erklärte Renate Angstmann-Koch, Mitglied der Verhandlungskommission und Redakteurin beim Schwäbischen Tagblatt. Den größten Widerstand weckte die geplante Abwertung des Berufes. Dafür gab es Unterstützung von Lesern, ver.di-Mitgliedern anderer Branchen und Politiker. Die Verleger wollten ursprünglich einen zweiten Gehaltstarifvertrag für Berufseinsteiger/innen einführen, der 25 bis 30 Prozent weniger Einkommen bedeutet hätte. "Der Gehaltsabschluss ist jedoch völlig unzureichend, auch die Inflationsrate wird damit nicht aus- geglichen", stellte Angstmann-Koch fest.
Die Verleger planen weiter, den Nachwuchs schlechter zu stellen. "Es war unsere Absicht, gleichzeitig eine ergänzende Plattform für Berufseinsteiger mit maßvoll abgesenkten Tarifen abzuschließen, in die dann auch die Onlineredakteure integriert werden sollten", sagte Werner Hundhausen, Verhandlungsführer des BDZV. "Wir bedauern, dass die Gewerkschaften diesen Weg nicht mitgehen wollten." Die Notwendigkeit, ein solches Tarifwerk zu schaffen, bleibe für den BDZV bestehen. Die Drohung ist deutlich, die Antwort auch: "Unseren Kollegen ist klar, dass sie sich rüsten müssen, wenn die Verleger in zwei Jahren wieder die Tarifabsenkung fordern", so Renate Angstmann-Koch. "Dann wollen sie Widerstand leisten."