Ausgabe 08/2011-09
Wo angeblich zu viel verdient wird
Mit vier Streiks haben die Zeitungszusteller/innen der ZV Zentrum GmbH in München ihre Forderung nach mehr Lohn unterstrichen. Mit ihrem Ausstand haben sie erreicht, dass die Geschäftsleitung ver.di jetzt ein neues Gesprächsangebot unterbreitet hat.
Seit 15 Jahren haben die Zeitungszusteller/innen der ZV Zentrum GmbH keine Lohnerhöhung mehr erhalten. Im Gegenteil: Beschäftigte, die erst Anfang 2009 einen Arbeitsvertrag unterschrieben haben, erhalten 25 bis 30 Prozent weniger, als Kolleg/innen, die schon länger dabei sind. Die Neuverträge werden nicht mehr pauschal vergütet. Diese Beschäftigten erhalten im Monat zwischen 2,60 Euro und drei Euro pro Haushalt, wenn sie die Süddeutsche Zeitung zustellen, für andere Blätter sogar noch weniger. "Morgens um drei Uhr beginnt ihr Dienst", sagt Manfred Koller, Betriebsratsvorsitzender der ZV Zentrum GmbH. "Die meisten haben nicht die Energie, noch täglich eine Vollzeitstelle dranzuhängen." Viele haben aber einen weiteren Teilzeitjob, etliche sind auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen.
"Vor allem der geringe Lohn war der Auslöser, warum wir Anfang 2009 einen Betriebsrat gewählt haben", erklärt Manfred Koller.
Wenn der Chef selbst verteilt
Die ZV Zentrum GmbH ist eine Tochterfirma der ZV Logistik GmbH. Minderheitsgesellschafter der ZV Logistik GmbH ist die Süddeutsche Zeitung. Von den Tochterfirmen, den sogenannten ZVs, die für jeden Münchner Stadtteil einzeln existieren, gibt es nach ver.di-Informationen elf, mit insgesamt rund 1100 Zustellern. Für die ZV Zentrum GmbH arbeiten rund 55 von ihnen.
Zuletzt haben die Beschäftigten am 12. und 16. August gestreikt, rund 10.000 Zeitungen wurden jeweils nicht verteilt. Da half es wenig, dass der Geschäftsführer selbst einsprang und die drei größten Touren übernahm. Ob das neue Gesprächsangebot zu einem Ergebnis führt, bleibt abzuwarten. Drei Verhandlungsrunden gab es bereits, die von ver.di abgebrochen wurden. "Der Arbeitgeber wollte nur darüber verhandeln, angeblich zu gut bezahlten Beschäftigten Geld zu nehmen, um die niedrigsten Löhne etwas anzuheben", sagt Bernd Mann von ver.di. Sil